Das teilte die EU-Polizeibehörde Europol am Dienstagvormittag mit. Bei der Aktion, die „eine der größten und ausgefeiltesten Strafverfolgungsoperationen im Kampf gegen verschlüsselte kriminelle Aktivitäten“ gewesen sei, wurden laut Behörde auch unter anderem über acht Tonnen Kokain, 22 Tonnen Cannabis und Cannabisharz, zwei Tonnen synthetische Drogen (Amphetamin und Methamphetamin), sechs Tonnen synthetische Drogenvorläufer, 250 Schusswaffen, 55 Luxusfahrzeuge und über 48 Millionen US-Dollar in verschiedenen weltweiten Währungen und Kryptowährungen sichergestellt.
Weitere „Spin-off-Operationen“ würden in den kommenden Wochen durchgeführt, hieß es. Die Operation Trojan Shield/Greenlight werde es Europol ermöglichen, „aufgrund der Qualität der gesammelten Informationen die Erkenntnisse über die organisierte Kriminalität in der EU weiter zu verbessern“. Dieses verbesserte nachrichtendienstliche Bild werde „die fortgesetzten Bemühungen unterstützen, operierende kriminelle Ziele auf globaler Ebene zu identifizieren“, schrieb die EU-Polizeibehörde.
Wie man den Krypto-Kriminellen auf die Spur kam
Wie es den Experten des FBI gelungen ist, den „Darknet-Kriminellen“ auf die Spur zu kommen, wurde mittlerweile auch bekannt. Demnach soll es dem FBI gelungen sein, eine eigene Messenger-App zu entwickeln (Name: ANOM) und diese in kriminellen Kreisen platziert haben. Die vermeintlich sichere Plattform wurde jedoch rund um die Uhr abgehört.
So konnten mehr als 300 Banden, unter anderem auch Mafia-Gruppen, Motor-Gangs und internationale Drogen-Syndikate abgehört werden. Nach „BILD-Informationen“ hatten die Ermittler Einblick in mehr als 12.000 Geräten in über 100 Ländern. In 45 Sprachen wurden so mehr als 27 Millionen Nachrichten abefangen – ein Großteil in Englisch, Deutsch und schwedisch.
Razzien in Deutschland
Ausgangspunkt der deutschlandweiten Maßnahmen war ein Ermittlungskomplex der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main – Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) – und des Bundeskriminalamts. Die Beschuldigten stehen insbesondere im Verdacht, unerlaubt Handel mit Betäubungsmitteln und Waffen unter Nutzung von verschlüsselten Kommunikationsnetzwerken (sogenannten Kryptonetzwerken) und Endgeräten (sogenannten Kryptohandys) betrieben zu haben.
Bislang konnten in diesem Ermittlungskomplex über 20 Ermittlungsverfahren gegen mehr als mehr als 80 Tatverdächtige eingeleitet werden.
Am gestrigen Montag konnten in diesen Verfahren deutschlandweit über 150 Objekte durchsucht und mehr als 70 Personen festgenommen werden. Der Schwerpunkt der Maßnahmen lag dabei in Hessen.
Alle Maßnahmen waren Teil eines von Europol international koordinierten Vorgehens von Strafverfolgungsbehörden in insgesamt 15 Ländern.
Einsatz in Hessen
In Hessen konnten in zwei Ermittlungsverfahren der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main –ZIT– am Montag durch das Hessische Landeskriminalamt (HLKA) und das Zollfahndungsamt Frankfurt am Main (ZFA Frankfurt/Main) mit Unterstützung aller hessischen Polizeipräsidien insgesamt über 80 Objekte durchsucht und 17 Personen festgenommen sowie zahlreiche Beweismittel sichergestellt werden.
Ein Ermittlungsverfahren richtet sich gegen eine Gruppierung aus dem Main-Kinzig-Kreis mit derzeit insgesamt 19 Beschuldigten im Alter von 25 bis 37 Jahren, die u.a. im Verdacht stehen, bandenmäßig mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge Handel getrieben zu haben.
Im Zuge der Maßnahmen wurden Durchsuchungsbeschlüsse für über 30 Objekte der mutmaßlichen Tätergruppierung in Frankfurt am Main, Hanau, Friedberg, Offenbach, Mainz und Krefeld sowie im Main-Kinzig-Kreis, Wetteraukreis, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, Landkreis Darmstadt-Dieburg und im Kreis Bergstraße vollstreckt.
Die Beschuldigten wurden vorläufig festgenommen. Gegen fünf der Beschuldigten bestehen Haftbefehle des Amtsgerichts Hanau. Zwei der Beschuldigten wurden auf der Grundlage von Europäischen Haftbefehlen in den Regionen Alicante und Malaga (Spanien) festgenommen. Gegen diese beiden Beschuldigten soll nun die Auslieferung nach Deutschland erfolgen. Drei weitere Beschuldigte werden heute im Laufe des Tages dem Haftrichter in Hanau vorgeführt werden.
Das andere Ermittlungsverfahren betrifft eine andere Tätergruppierung im Rhein-Main-Gebiet mit insgesamt 16 Beschuldigten im Alter von 24 bis 46 Jahren. Diesen wird vorgeworfen, Betäubungsmittel in nicht geringer Menge nach Deutschland eingeführt zu haben, wobei sie speziell dafür umgebaute Kraftfahrzeuge verwendet haben sollen.
Daneben wird den Beschuldigten vorgeworfen, in eigens dafür vorgehaltenen Laboren selbst Betäubungsmittel für den gewinnbringenden Weiterverkauf hergestellt zu haben.
Bei dem Einsatz wurden Durchsuchungsbeschlüsse für ca. 50 Objekte der mutmaßlichen Tätergruppierung in Frankfurt am Main, Wiesbaden, Kassel sowie im Hochtaunuskreis und Main-Taunus-Kreis vollstreckt.
Einsatzbilanz
Insgesamt waren an den Maßnahmen in Hessen zur Vollstreckung von Durchsuchungsbeschlüssen in über 130 Objekten sowie insgesamt mehr als 60 Festnahmen annähernd 1.500 Einsatzkräfte beteiligt. Dabei konnten insgesamt mehr als 120 kg Marihuana, 25 kg Haschisch und über 6.000 Cannabis-Pflanzen, 3 kg Heroin, ca. 1 kg Kokain und 100 kg Streckmittel, über 30 kg Amphetamin und 15 Kanister Amphetaminbase sowie über 20 Waffen und mehrere Schusswaffen sichergestellt werden. Zudem konnten über 30 hochwertige Fahrzeuge und Bargeld in Höhe von 250.000,- Euro beschlagnahmt werden. Auch konnten über 70 IT-Geräte sichergestellt werden, die nun digital-forensisch ausgewertet werden.