Der geplante Stellenabbau bei Siemens (6900 Stellen Weltweit im Bereich der Kraftwerks- und Antriebstechnik, die Hälfte davon in Deutschland) schlägt weiter hohe Wellen. Zu Recht?
Die Ministerinnen und Minister mehrerer Bundesländer haben im Rahmen der Arbeits- und Sozialministerkonferenz ein Schreiben an den Siemens-Konzern verabschiedet. Die Länder Bayern, Berlin, Hessen. Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Thüringen und das Saarland äußerten sich in dem Schreiben besorgt über die geplanten Umstrukturierungen beim Unternehmen. Das Saarland ist mit dem Reparaturwerk in St. Ingbert betroffen, welches laut Siemens ebenfalls geschlossen werden soll. 30 Arbeitsplätze würden durch die Schließung wegfallen.
Wirtschaftsministerin Rehlinger:
„Neben dem Verlust der Arbeitsplätze hätte die Schließung des Werkes auch Auswirkungen auf andere Industriebetriebe in der Großregion. Sie sind auf die Wartungs- und Reparaturarbeiten am Standort in St. Ingbert angewiesen.“
In dem Schreiben appellieren die Minister an die Siemens AG, alternative Lösungen zu den Werksschließungen sowie dem Personalabbau zu suchen und mit den Arbeitnehmervertretern in Kontakt zu treten.
Begründet wurde das Schreiben mit der anhaltend guten Wirtschaftssituation in Deutschland sowie der damit verbundenen guten Auftragslage bei Siemens. Zur Info: Siemens konnte den Konzerngewinn im Jahr 2017 um 11 Prozent auf eine Summe von 6,2 Milliarden Euro steigern.
Zahlen und Fakten zum Thema
(bereitgestellt von Siemens)
Kritik an der Siemens AG
Der Konzern steht wegen der geplanten Umstrukturierungen in der Kritik. Sogar Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) meldete sich zu diesem Thema zu Wort und sagte:
„Siemens hat zahlreiche staatliche Mittel und politische Flankierung für das Auslandsgeschäft zur Unterstützung der Wettbewerbsfähigkeit von der Bundesregierung bekommen. Diese so verbesserten Marktchancen sollten dann aber den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu Gute kommen. Ich bin optimistisch, dass Siemens in diesem Sinne an Lösungen mitarbeiten wird.“
Kritisiert wird hauptsächlich, dass der Konzern in den vergangenen 20 Jahren offenbar mehr als 1,5 Milliarden Euro aus staatlicher Förderung, aber auch öffentliche Aufträge erhalten habe. Dies wurde auf eine Anfrage der Linken beim Bundeswirtschaftsministerium bestätigt. Das Schreiben wurde der DPA zugespielt.
Siemens entgegnet diesen Aussagen mit Hinweisen, dass im Jahr 2017 weltweit mehr als 38.000 Mitarbeiter eingestellt worden sind, davon 5200 in Deutschland. Rechnet man nun jedoch die Entlassungen in Deutschland im Zuge der Umstrukturierung hinzu (3450) bleiben von den Neueinstellungen in Deutschland nicht viele über.
Ein Großkonzern wie Siemens hat unserer Meinung nach eine soziale Verantwortung – gerne dürfen Sie, werter Leser, dies als eine Gegenleistung für die Steuererleichterungen, Förderungen und Aufträge sehen. Doch Fakten darf man auch nicht über Board werfen: Siemens beschäftigt weltweit rund 372.000 Mitarbeiter, davon arbeiten an Standorten in Deutschland nach eigenen Angaben mehr als 115.000 Mitarbeiter plus fast 7000 Auszubildende.
Auch hat sich Siemens auf ihrer Website (Zur Frage/Antwort-Seite bei Siemens) bereit erklärt, mit den Arbeitnehmervertretern in Kontakt zu treten. Auch wird laut Siemens versucht, die Mitarbeiter an anderer Stelle des Konzerns zu integrieren – wenngleich dies nicht für alle Stellen gelingen wird.
Inhaltsquellen:
Handelsblatt
Wikipedia
Siemens
Bildquellen
- Zahlen und Fakten: Siemens AG, München/Berlin
- Ausstellung „Siemens-Stadt“: Siemens AG München /Berlin