Ver.di wandte sich zum Tag der Deutschen Einheit in einem Offenen Brief an die Saarländerinnen und Saarländer, aber auch an Landes- und Kommunalpolitik und Verkehrsbetriebe.
Der Offene Brief im Wortlaut:
Offener Brief zum Tag der Deutschen Einheit
Sehr geehrte Damen und Herren in der Kommunal- und Landespolitik,
liebe Saarländerinnen und Saarländer,
seit nunmehr 9 Tagen sind wir im Streik. Eine Zeit in der vieles in unserem schönen Saarland durcheinandergeraten ist. Öffentliche Schlammschlachten, Vorwürfe über Vorwürfe und vielfach auch wüste Beleidigungen und verzweifelte Anfeindungen seitens der Verhandlungsführung des KAV. Wollen wir als Fahr-, Werkstatt und Verwaltungspersonal das? – Nein! Wir wollen eine faire Bezahlung, den Fahrermangel ausgleichen und unseren schönen Jon auch für junge Menschen wieder attraktiv machen.
Lesen müssen wir jedoch, dass wir uns gar nicht beschweren sollen, da man in Brandenburg noch weniger verdient? – Ist das Saarland nun das Brandenburg des Westens? Ist es unser Anspruch, uns mit einer historisch gewachsenen Ungerechtigkeit der schlechteren Lohnniveaus in den neuen Bundesländern zu vergleichen? – Nein! Das Saarland ist im Strukturwandel. Das Saarland muss vorangehen. Das Saarland muss sich fit für die Zukunft machen. Wir haben eine lange Tradition für unsere Löhne und Gehälter zu kämpfen. Wir können – und leben Streik. Wir leben im Saarland solidarisch zusammen. Auch wir solidarisieren uns mit den Beschäftigten, die derzeit in der saarländischen Stahlindustrie für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze kämpfen – oder auch mit den Beschäftigten im saarländischen Groß- und Außenhandel, die auch keinen Tarifabschluss erhalten, weil „im Saarland das Leben ja so billig ist…“. Wir haben auch einen Geldtopf bereitgestellt, aus unserem Portemonnaie, um besonders gebeutelten Saarländerinnen und Saarländern zu helfen. Egal ob Taxi-Quittungen, ein Fahrrad oder auch mal einen Kasten Bier zu Beruhigung der Gemüter – wir stehen zusammen.
Liebe Verantwortlichen, gießt kein öl ins sprichwörtliche Feuer, hört auf zu boykottieren – kommt an den Verhandlungstisch zurück. Wir sind auf euch 19 Monate in der Laufzeitfrage zugekommen. Ihr erst 5 Monate auf uns. Wir sind diejenigen die schon letzte Woche die Schülerverkehre angeboten haben. Dass es dazu jetzt noch eines Machtworts des neuen Oberbürgermeisters bedarf, irritiert uns zum einen – zum anderen ist es gut für die Eltern, dass die Busse fahren. Doch egal was passiert; Wir wollen verhandeln – auf einer Ebene, mit gleichen Voraussetzungen
Liebe Saarländerinnen und Saarländer, unterstützt uns und unterstützt euch selbst. Schreibt euren Verkehrsunternehmen, Landtagsabgeordneten, Stadtverordneten, Landräten und Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern. Je mehr Druck wir aufbauen, desto schneller wird’s dieser Streik zu einem guten Ende gebracht. Das steht im Interesse von uns allen. Gemeinsam sind wir stark, gemeinsam wollen wir mit euch diesen Streik zum ende bringen. Denn eines ist in dieser Konsequenz auch klar: Passiert nichts, werden wir weiter über Zeitungsartikel und ähnliche Methoden on dieser Art ins Lächerliche gezogen und provoziert, wird dieser Streik weitergehen. Verhandeln statt verschärfen muss das Motto der Stunde sein.
In diesem Sinne: Glück auf!
Saarbrücken, 03.10.2019
Die ver.di-Tarifkommission und ver.di-Vertrauensleute