Borussia Dortmund hat sich wie erwartet von Peter Bosz getrennt. Somit wurde der Schuldige gefunden, oder etwa doch nicht? Ein Kommentar zur Situation.
Peter Bosz wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt. Der neue Trainer bis zum Saisonende heißt Peter Stöger. Alles gut? Mitnichten. Denn so einfach, wie es immer erscheinen mag, Probleme mit einem Trainerwechsel zu lösen, ist es nicht.
Die Mannschaft hat gleich zu Beginn der Saison gezeigt, was sie zu Leisten in der Lage ist. Doch irgendwann verschwand jeglicher Fußball und die Spiele wurden zu dem, was in der Entlassung von Peter Bosz endet.
Schön anzusehen waren die Spiele vom BVB. Doch hinten stand die Mannschaft offen wie ein Scheunentor. Dies ist der Spielweise von Peter Bosz zuzuschreiben. Hier gilt es auch Kritik am Trainer zu äußern, denn er war zu stur, an seiner Philosophie festzuhalten. So lange die Mannschaft gewinnt, ist dies kein Problem, stimmen die Ergebnisse nicht mehr, wird es zum Bumerang. Dies mussten auch schön namhafte Trainer beim FC Bayern München erleben.
Doch es ist nicht nur ein Problem des Trainers, wenn eine Mannschaft derart leichtfertig Fehler begeht, wie es insbesondere die Hintermannschaft des BVBs in den letzten Monaten getan hat. Der fußballerische Offenbarungseid gegen Bremen ist nicht dem Trainer anzulasten. Jeder Spieler wusste, worum es geht. Für den Verein, den Trainer und letzten Endes auch für den Spieler selbst.
Jeder Spieler muss sich die Frage stellen, ob er alles für den Erfolg der Mannschaft getan hat. Diese Frage ist definitiv mit „Nein“ zu beantworten, denn solch haarsträubende Patzer, Abspielfehler, Stellungsfehler etc. werden die Spieler zukünftig nicht mehr machen. Hier bin ich mir sicher. Und dann stellt sich durchaus auch die Charakterfrage innerhalb der Mannschaft.
Doch nicht nur Spieler und Trainer sind schuld an der aktuellen Situation. Auch die Vereinsverantwortlichen müssen sich hinterfragen. Die Einkaufspolitik gilt in Fachkreisen bereits seit Jahren als einseitig. Es werden nur Spieler für Mittelfeld und Offensive gescoutet und verpflichtet. Die Abwehr ist seit Jahren ein Problem.
Es wurden viele Jugend- oder wie der BVB sie nennt, „Perspektivspieler“ gekauft. Hier sei z.B. Sancho von Manchester City zu nennen, Isak, Brun-Laarsen oder auch Zagadou. Diese Spieler haben Potenzial, sind aber in der aktuellen Situation keine Hilfe.
Spielerzugänge wie Dahoud, Rode, Toljan, Toprak und Schürrle sind mindestens fragwürdig. Die Abgänge des BVBs in Form von Bender, Ginter, Passlack oder Dembele wurden schlechter kompensiert als erwartet.
Die verfügbare Defensivreihe des BVBs ist nicht „Champions League würdig“. Schmelzer hat Herz und identifiziert sich mit dem BVB, Piszeck ist oft verletzt und Bartra hat auch noch nicht regelmäßig und zuverlässig seine Leistung abrufen können. Mit Bürki im Tor hat man weiterhin nur einen Mittelklasse-Keeper als Stammtorwart. Spieler wie Horn, evtl. auch Trapp oder gar Ullreich vom FC Bayern sind mindestens eine Klasse besser.
Es ist also, wie eingangs beschrieben einfach, immer dem Trainer die alleinige Schuld zu geben, doch auch Spieler und Verantwortliche haben unserer Meinung nach einen großen Anteil an der aktuellen Situation.
Für Peter Stöger gilt es nun, die Abwehrreihe zu stabilisieren und der Offensive wieder neuen Mut einzuhauchen. Dies wird nicht in den nächsten Tagen gelingen, doch in der Rückrunde dürfte es vor allem die Hoffnung auf die Rückkehr von Götze, Reus und Castro dazu bringen, wieder anzugreifen und die Saison doch noch zu retten.
Spieler wie Durm und Rode haben auch Potenzial, eventuell kann Peter Stöger hier die notwendigen Impulse setzen.
Wir werden es sehen.
Bildquellen
- BVB Ballon über Signal Iduna Park: Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA Rheinlanddamm 207-209 44137 Dortmund