Seit Tagen sinken die Infektionszahlen im Saarland wieder. Ob dies eine Trendwende darstellt, bleibt noch abzuwarten. Sorge bereitet weiterhin die Virus-Mutation aus Großbritannien, die derzeit für extreme Inzidenzen sorgt.
Im Saarland zeichnen sich erste Erfolge im Kampf gegen starke Ausbreitung des Coronavirus ab. Wie wir bereits am Samstag berichteten, sinkt die 7-Tages-Inzidenz im Saarland seit dem 11.01. kontinuierlich, nachdem am 10.01. der letzte Höchstwert von 169,9 Neuinfektionen binnen 7 Tagen je 100.000 Einwohner erreicht wurde.
Die Entwicklung des 7-Tage-Index im Saarland
- 10.01.2021 – 169,9
- 11.01.2021 – 165,2
- 12.01.2021 – 153,3
- 13.01.2021 – 136,3
- 14.01.2021 – 128,8
- 15.01.2021 – 125,6
- 16.01.2021 – 112,3
- 17.01.2021 – 111,0
Ab einem Wert von 100 oder niedriger brachte der saarländische Ministerpräsident die Öffnung von Schulen ins Gespräch.
Zur Erinnerung: Am 21.12.2020 lag die Inzidenz im Saarland bei 200,5. Fakt ist auch, dass die Sieben-Tages-Inzidenz aktuell auf dem niedrigsten Wert seit 24.10.2020 (damals 103,9) liegt.
Dies darf als positive Entwicklung bezeichnet werden. Etwas anders sieht es derzeit noch bei der Auslastung der Intensivkapazitäten aus: Die Auslastung der Intensivbetten im Saarland hat sich zumindest vorübergehend auf einem noch hohen Niveau stabilisiert. Dies lässt sich damit erklären, dass sich die Belastung der Krankenhäuser erst später als der 7-Tages-Index auf „Entspannung“ reagiert.
Mit 79 stationär behandelten Covid-Patienten im Saarland liegt dieser Wert nur knapp unter dem bisherigen Höchstwert.
Daher macht eine Verlängerung der Maßnahmen mit Augenmaß Sinn. Dies sieht auch die saarländische Landesregierung auf Regio-Journal-Nachfrage so: „Für die Landesregierung steht fest, dass die Infektionszahlen – bundesweit wie auch im Saarland – nach wie vor zu hoch sind. Aus diesem Grund ist es nach wie vor geboten, die Corona-Kurve weiter abzuflachen und dazu permanent Lösungsmöglichkeiten zu eruieren“.
Auf Nachfrage, welche Maßnahmen die saarländische Landesregierung bei der bevorstehenden Bund-/Länder-Konferenz einbringen möchte, wollte die Staatskanzlei keine näheren Angaben machen und „den Beratungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorgreifen“.
Dass sich der Ministerpräsident wie wir bereits vor einigen Tagen berichtet hatten, Ausgangssperren vorstellen kann, erneute die Staatskanzlei, in dem sie den bereits von der Rheinischen Post zitierten Satz „Dabei darf es keine Denk- und Diskussionsverbote geben“ erneuerte.
Die vorgezogene Konferenz sei „aufgrund der Virus-Mutationen notwendig“, so Regierungssprecher Alexander Zeyer zu Regio-Journal. „Grundsätzlich gilt, dass die Landesregierung nach wie vor für bundesweit einheitliche Maßnahmen plädiert“, so Zeyer weiter.
Spahn sieht Zeichen der Entspannung
Auch auf Bundesebene zeichnet sich derzeit eine Entspannung der Lage ab. Dies bestätigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Morgen im ARD-„Morgenmagazin“: „Wir haben jetzt erste Erfolge, die sichtbar scheinen in der Statistik, in der Entwicklung, bei den Infektionszahlen. Aber wir sind lange noch nicht da, wo wir hinwollen, wo wir hin müssen, um es dauerhaft zu kontrollieren, damit es nicht gleich wieder hochflammt“.
Wie sehr, eine aggressivere Virus-Mutation ein Gefüge ins Wanken bringen kann, wird am Beispiel Großbritannien und Irland deutlich.
In Irland wurden die Einschränkungen im Dezember früh gelockert. Danach geriet die Situation innerhalb weniger Tage nahezu vollständig außer Kontrolle. Die 7-Tage-Inzidenz schoss zeitweise auf mehr als 900 hoch. Insgesamt seit Beginn der Pandemie wurden dort 163.000 Covid-19-Ansteckungen registriert. Wie heftig die Mutation zuschlug zeigt sich daran, dass 44 Prozent dieser Fälle im Jahr 2021 registriert wurden – innerhalb jetzt 18 Tagen.
In Großbritannien sieht es auch nicht besser aus: Dort lag die 7-Tage-Inzidenz zeitweise auf über 1000. Zeitweise infizieren sich mehr als 60.000 Menschen täglich.
Aus dieser Sicht scheint die Sorge der Bundesregierung nicht unbegründet. Bedenkt man die weiteren, sich ebenfalls als deutlich infektiöser gezeigten Mutationen aus Brasilien und Afrika, so fällt als erstes der „Grenzschutz“ ein: Es braucht eine flächendeckende, intensive Testung aller aus dem Ausland einreisender Personen. Hier könnte die Regierung erste Schritte einleiten, bestenfalls gemeinsam mit europäischen Partnern.
Altmaier sagt höheres Tempo bei Wirtschaftshilfen zu
Unterdessen reagiert die Bundesregierung auf die heftige Kritik an der schleppenden Auszahlung und den zum Teil komplizierten Bedingungen für die Gewährung der Corona-Hilfen. „Wir haben jetzt die Chance, die Überbrückungshilfe III nochmal drastisch zu vereinfachen und auch bei der Höhe eine Schippe drauf zu legen“, sagte Altmaier dem „Handelsblatt“ (Dienstagsausgabe). Er habe entsprechende Vorschläge vorgelegt und sei optimistisch, „dass wir in der Bundesregierung zu schnellen und guten Ergebnissen kommen können“.
Man wolle die maximale Fördersumme der Überbrückungshilfe III auf bis zu 1,5 Millionen pro Unternehmen erhöhen und noch etwas größere Unternehmen einbeziehen, sagte Altmaier. Auch habe er vorgeschlagen, den Wertverlust von Saisonware als zusätzliche Kostenposition zu berücksichtigen. Das sei „gerade für viele Unternehmen im Einzelhandel ein wichtiger Punkt“, ergänzte der Minister. Altmaier sei sehr daran gelegen, den Unternehmen und Selbstständigen schnell und möglichst unbürokratisch zu helfen, die von den Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung besonders betroffen seien, hieß es im Bundeswirtschaftsministerium.