Dass es dem Saarbrücker Tierheim an Geld fehlt, ist bekannt. So titelte die SZ bereits am 30.12.2019 „Saarbrücker Tierheim kämpft ums Überleben“ und untermalte den Artikel mit einem traurig in die Kamera blickenden Hund.
Klick- und Medienwirksam könnte man dieses Vorgehen nennen. Ähnlich „Schlagzeilenverdächtig“ war auch die Pressemitteilung des Tierschutzvereins 1924, in der man zum Rundumschlag gegen die Stadtverwaltungen im Regionalverband ausholte, den BürgermeisterInnen „fehlende Bereitschaft, sich angemessen an der Finanzierung der Tierschutz-Einrichtung zu beteiligen“ vorwarf und den Gemeinden gleichermaßen unterstellte, Tierschutz zu vernachlässigen. Weiterhin unterstellte man Verwaltungen, dass diese sich nicht angemessen um das Tierwohl kümmern würden („Wir haben ernsthafte Bedenken, dass Fundtiere seitens der Städte artgerecht versorgt werden können“) und nach Kosten- und nicht nach Tierwohlaspekten entschieden würde. Eine harte Pauschalkritik an allen Gemeinden, auch wenn diese bereits adäquate Maßnahmen getroffen haben.
Als Hintergrund: In allen Landkreisen im Saarland wurden bereits vor Jahren Tierbetreuungsverträge mit Tierheimen geschlossen. Im Regionalverband Saarbrücken existieren solche Regelungen nicht. Daher wird bereits, wie uns die Verwaltung in Friedrichsthal vorlegte, seit 2002 über Zahlungen an das Tierheim verhandelt, damals jedoch noch mit Pauschalen zwischen 5 und 15 Cent je Tier und Tag aufgerufen. Heute sind es 80 Cent je Einwohner, so der Bürgermeister. So würden am Beispiel Friedrichsthal mit seinen etwas mehr als 10.000 Einwohnern ca. 8100 Euro pro Jahr anfallen. Bemängelt wurde von den Bürgermeistern des Regionalverbandes, dass die Kostenstruktur des Tierheims nicht offengelegt wurde. Schultheis: „Die Gremien haben ein Recht darauf zu erfahren, worüber sie abstimmen.“ Somit sei nicht klar, wie sich diese Geldbeträge zusammensetzen.
Auf Nachfrage, wie hoch die Fundtierquote in Friedrichsthal sei, erklärte uns Schultheis: „Im Jahr 2017 wurden lediglich ein Hund aufgenommen, 2018 waren es zwei Hunde, vier Katzen und zwei Chinchillas und im Jahr 2019 ein Hund und eine Taube.“
Schultheis deutlich: „Wir sind uns unserer gesetzlichen Verantwortung als Stadt für Fundtiere bewusst und sorgen für eine korrekte Behandlung und Unterbringung. Hierfür tragen wir selbstverständlich auch die Kosten.“
Schultheis verwies auf getroffene Vereinbarungen mit dem Tierschutzverein Elversberg, der Tiere aus Friedrichsthal aufnimmt sowie eine Einrichtung in Neunkirchen-Heinitz, die sich um Hunde kümmert, die in der Stadt aufgegriffen werden. Unabhängig davon habe man regelmäßige Spenden an das Bertha-Bruch-Tierheim geleistet, so der Verwaltungschef weiter.
Ebenso klar Position bezog der Bürgermeister bei der grundsätzlichen Finanzierung: „Geht es um eine Finanzierung des Tierheims als solches, muss man dies auch offen benennen, die Kosten offenlegen und über eine Beteiligung der Städte und Gemeinden sprechen. Auch dann bin ich dafür, eine Lösung zu finden.“
Ähnliche Aussagen wurden uns aus dem Rathaus Sulzbach zugetragen. Dort wurden in den letzten drei Jahren drei Fundkatzen an das Bertha-Bruch-Tierheim übergeben. Für Hunde habe man eine eigene Unterbringungsmöglichkeit.
Friedrichsthals Bürgermeister Schultheis erklärte, dass man versuchte, eine Abrechnung pro Fundtier zu realisieren. Hierzu legte er uns ein Anschreiben vor, welches nicht beantwortet wurde. Eine gleichlautende Antwort wurde uns aus Sulzbach übermittelt.
In der Presseerklärung des Tierheims erteilte man einer solchen „tierbezogenen“ Lösung jedoch eine Absage, da das Tierheim eine ganzjährige Finanzierung benötige.
Die Stadt Friedrichsthal komme, so der Bürgermeister abschließend, einer artgerechten Versorgung von Fundtieren nach.