Der nächste Impfstoff-Hammer um AstraZeneca. Nachdem mehrere Bundesländer aufgrund weiterer Thrombosefälle die Impfung vom AstraZeneca-Impfstoff gegen Corona für Frauen unter 55 Jahren ausgesetzt haben, ändert die Ständige Impfkommission ihre Impfempfehlung erneut.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) will Corona-Impfungen mit Astrazeneca offenbar nur noch für über 60-Jährige empfehlen.
Das berichtet die „Augsburger Allgemeine“ unter Berufung auf einen Beschlussentwurf der Stiko zur Aktualisierung der Covid-19-Impfempfehlung. Demnach sollen Impfungen mit dem Mittel für unter 60-Jährige nur noch nach ärztlichem Ermessen möglich bleiben.
„Auf Basis der derzeit verfügbaren, allerdings noch begrenzten Evidenz und unter Berücksichtigung der gegenwärtigen pandemischen Lage empfiehlt die Stiko, die Covid-19 Vaccine Astrazeneca für Personen im Alter über 60 Jahren zu verwenden“, zitiert das Blatt aus dem Papier vom Mittwoch.
Zur zweiten Impfstoffdosis für jüngere Personen, die bereits eine erste Dosis Astrazeneca-Impfstoff erhalten haben, werde man bis Ende April Stellung nehmen, heißt es weiter. Bis dahin sollen Studien ausgewertet werden, ob eine Zweitimpfung auch mit einem mRNA-Impfstoff möglich ist.
Charité, Vivantes & Stadt München setzen bereits aus
Die Berliner Charité sowie der Klinikbetreiber Vivantes haben am Morgen die Corona-Impfungen mit dem Vakzin des Herstellers AstraZeneca für Menschen unter 60 Jahren vorsorglich ausgesetzt.
Es geht erneut um Nebenwirkungen nach der Impfung. „Dieser Schritt ist aus Sicht der Charité notwendig, da in der Zwischenzeit weitere Hirnvenenthrombosen bei Frauen in Deutschland bekannt geworden sind„, erklärte eine Sprecherin der Charité.
Auch in München werden bis auf Weiteres keine Menschen unter 60 mehr mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca geimpft. „Aufgrund der aktuellen Entwicklung hat die Stadt entschieden, wie Berlin die Impfungen mit AstraZeneca für Personen unter 60 Jahren vorsorglich auszusetzen, bis die Frage möglicher Impfkomplikationen für diese Personengruppe geklärt ist„, teilte so ein Sprecher der Stadt München. Betroffen seien vor allem die geplanten Impfungen im Impfzentrum und im Isar-Klinikum. Die Impfungen in den Alten- und Service-Zentren könnten fortgesetzt werden.
Lauterbach für Aussetzung der Impfung unter 55 Jahren
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach plädiert mittlerweile auch für einen Stopp der Astrazeneca-Impfungen für Menschen unter 55 Jahren.
„Es sollte aufgrund der Datenlage noch einmal geprüft werden, die Impfung mit Astrazeneca auf Menschen über 55 Jahren vorerst zu begrenzen“, sagte Lauterbach der „Rheinischen Post“ (Mittwochsausgabe). „Bislang sind wir von einem Risiko von deutlich weniger als eins zu 100.000 Fällen ausgegangen, bei denen eine oft tödliche Hirnvenenthrombose auftreten kann. Dieses Risiko scheint nach aktuellen Erkenntnissen für Jüngere, insbesondere Frauen, etwas höher zu sein.“
Er plädiere deswegen dafür, die Astrazeneca-Impfungen nicht wie gehabt laufen zu lassen, bis der Impfstoff womöglich angepasst worden sei. „Eine Dosisveränderung könnte eine Lösung sein“, so Lauterbach. Mit Blick auf bereits Geimpfte sagte er: „Wer jetzt bereits mit Astrazeneca geimpft wurde, hat nichts zu befürchten. Auch sollten sich Menschen, die über 55 Jahre alt sind, weiterhin mit Astrazeneca impfen lassen. Das Risiko ist für die Gruppe dort extrem gering, der Nutzen der Impfung überwiegt massiv.“
In Deutschland sind bislang 31 Verdachtsfälle einer Sinusvenenthrombose nach Impfung mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca bekannt, wie das zuständige Paul-Ehrlich-Institut mitteilte. Mehrere Kliniken unter anderem in Berlin haben die Impfungen mit Astrazeneca bei unter 55-jährigen Frauen ausgesetzt.
Zuvor bezeichnete Lauterbach die erste Aussetzung durch das Gesundheitsministerium vor einigen Wochen als Fehler. Diese Aussage hat der SPD-Politiker heute auf Twitter revidiert.
Gesundheitsminister beraten noch heute
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beraten nach Angaben des Bundesgesundheitsministerium um 18 Uhr über den Einsatz von Astrazeneca. Minister Jens Spahn werde dann einen Vorschlag für das weitere Vorgehen vorlegen, heißt es.