Nur 15 Minuten bekam die ARD für das Interview mit der deutschen Bundeskanzlerin. Von Selbstkritik war wenig zu hören.
„Ich glaube, dass im Großen und Ganzen nichts schief gelaufen ist„, sagte die Bundeskanzlerin am Dienstagabend in der ARD-Sendung „Farbe bekennen“.
Auch den Weg, den Impfstoff auf europäischer Ebene zu beschaffen, sei „allemal richtig“ gewesen, so Merkel weiter. Sie wies auch den Vorwurf zurück, dass mit mehr Geld hätte mehr Impfstoff erhalten werden können.
Dennoch hielt die Kanzlerin an ihrer Aussage, bis zum 21. September „jedem Bundesbürger ein Impfangebot zu unterbreiten“, fest.
Merkel: „Ich finde, wir haben ein Gerüst, an dem wir uns orientieren können und für manche dauert das vielleicht recht lange, aber ich glaube, das liegt auch in der Natur der Sache. Wir wissen, dass – selbst wenn keine neuen Impfstoffe zugelassen werden – dass dann bis zum Ende des Sommers, bis Ende September 2021 jeder ein Impfangebot bekommt.“
Für Merkel bedeutet dies, dass „jeder zumindest die erste Impfung bekommen“ habe.
Sie verteidigte sich: „Man kann sagen, es sind schon fast 10 Millionen Menschen, die wir werden impfen können, mit beiden Impfungen im ersten Quartal. Andere sagen erst.“ „Dass andere Staaten schneller seien, „das wurmt einen natürlich“, räumte Merkel ein.
Im Falle Großbritanniens sei der AstraZeneca-Impfstoff aufgrund einer Notfallzulassung früher einsetzbar gewesen. „Wir haben uns entschieden, dass wir das gründlich bei der Europäischen Medizinagentur machen wollen„, sagte Merkel. „Das war kein Fehler, wir sind auf das Vertrauen angewiesen.“ Deshalb sei sie dafür, die Zulassung „mit der notwendigen Gründlichkeit“ zu machen führte die Kanzlerin aus.
Aktuelle Impfszahlen nach Ländern
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Im Falle der USA sei es so, dass der amerikanische Pharmakonzern Pfizer, der den Biontech-Impfstoff produziert, über große Produktionskapazitäten verfüge, aber „so gut wie nichts exportiere“. „Das heißt, wir als Europäer sind auf unsere Produktionsanlagen zurückgeworfen.„
Auf Länder wie Israel, Bahrain oder die Vereinigten Arabischen Emirate, die alle ein atemberaubendes Impftempo an den Tag legen, ging die Bundeskanzlerin nicht ein.
Merkel könne sich „grundsätzlich“ vorstellen, in Deutschland auch den russischen Impfstoff Sputnik V einzusetzen. „Wir haben immer gesagt, jeder der eine Zulassung bei der Europäischen Medizinagentur erhält, ist uns herzlich willkommen.“ Forschungsergebnisse zeigten „gute Daten“ für den Impfstoff. Es sei jedoch unerlässlich, dass die EMA den Impfstoff prüfe und dann auch europaweit zulasse.
Auf die Frage, wie mit Geimpften und etwaigen Privilegien oder „neue Freiheiten“ umgegangen werden soll, sagte stellte die Bundeskanzlerin klar, dass es sich bei der Rückkehr zu unseren „alten Gewohnheiten“ nicht um neue Freiheiten handele.
Merkel: „Ich bin nach dem falschen Wort, dass ich auch schon benutzt habe, „Privilegien“, gefragt worden. Da dran dürfen wir uns nicht gewöhnen, dass das normale Leben, wie wir es kennen, mit unseren Freiheiten das Leben ist, was nicht mehr normal ist. Da wollen wir wieder hin, dass sind die Grundrechte und die hat jeder“.
Die Kanzlerin sagte weiter, dass man derzeit noch nicht wisse, ob man, nachdem man geimpft ist, noch andere Personen anstecken könne. Bis diese Frage nicht abschließend geklärt sei, könne man auch den Geimpften Personen nicht die Rückkehr zu den Grundrechten gewähren.