Der Schriftsteller Eugen Ruge warnt vor einem Bürgerkrieg bei einem AfD-Verbot. „Die bisherige Taktik der Ausgrenzung hat nicht funktioniert“, sagte er der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ).
Man könne eine Partei nicht verbieten, die zwanzig bis dreißig Prozent der Stimmen erhalte. „Dann ist man nicht weit von Brechts Vorschlag: Die Regierung suche sich ein anderes Volk!“ Man rede jetzt über den Osten, aber auch im Westen fühlten sich viele in der repräsentativen Demokratie nicht mehr repräsentiert, so Ruge.
Als der Schriftsteller 1988 aus der DDR in den Westen geflüchtet ist, war die Bundesrepublik nach seinen Angaben ein ganz anderes Land. „Was man heute den neoliberalen Kapitalismus nennt, fing damals erst gerade an. Es war mal eine Art soziale Marktwirtschaft, und es war vor allem eine pazifistische Gesellschaft, die Grünen waren pazifistisch, die SPD und die Medien auch.“ Die Bundesrepublik sei damals ein freies, offenes Land gewesen. „Das hat sich extrem verschlechtert, nicht nur in Deutschland“, so der Schriftsteller.
Das liege an der mangelnden Bereitschaft, „den Standpunkt des anderen zumindest mal nachzuvollziehen“. Überall prallten die Meinungen mit unglaublicher Wucht aufeinander. „In Berlin demonstrieren sie gegen Hass und skandieren dabei `Ganz Berlin hasst die AfD!`. Das ist fast schon lustig“, so Ruge.
Der Schriftsteller lebt in Berlin und arbeitet auch als Regisseur und Übersetzer. 2011 gewann er mit seinem Roman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ den Deutschen Buchpreis.
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