Bereits gestern Abend berichteten wir über einen bevorstehenden Lockdown noch in der kommenden Woche. Jetzt verhärtet sich dieser Vorabbericht, denn der DPA liegt ein Entwurf, datiert auf 13.12.2020, 07:46 Uhr vor, aus dem hervorgeht, dass Deutschland noch deutlich vor Weihnachten in einen „harten Lockdown“ gehen wird.
Demnach sollen, so haben es die Staatskanzleien der Länder mit dem Kanzleramt abgestimmt, von Mittwoch, 16. Dezember bis zum 10. Januar nahezu alle Geschäfte schließen müssen, ausgenommen Geschäfte für den „täglichen Bedarf“.
Außerdem sollen, so geht es aus dem Entwurf hervor, Kontakte in Schulen deutlich eingeschränkt werden. „Kinder sollen in dieser Zeit wenn immer möglich zu Hause betreut werden. Daher werden in diesem Zeitraum die Schulen grundsätzlich geschlossen oder die Präsenzpflicht wird ausgesetzt“ wird aus dem Entwurf zitiert.
In Kitas soll „analog verfahren werden“. Eltern sollen die „zusätzliche Möglichkeiten“ erhalten, sich für die Betreuung der Kinder im genannten Zeitraum Urlaub zu nehmen.
Für die Weihnachtstage vom 24. – 26. Dezember schlägt das Papier vor, abhängig vom Infektionsgeschehen Ausnahmen für die sonst geltenden Kontaktbeschränkungen „Treffen mit 5 Personen zuzüglich Kinder bis 14 Jahre im engsten Familienkreis“ zu schaffen.
Zum engsten Familienkreis sollen dem Papier zufolge sowohl Ehegatten als auch sonstige Lebenspartner sowie direkte Verwandte wie Geschwister, Geschwisterkinder und deren jeweilige Haushaltsangehörige, auch wenn dies mehr als zwei Hausstände bedeutet.
Damit würden die ursprünglich geplanten Lockerungen zu Weihnachten (mit bis zu 10 Personen) einkassiert und für nichtig erklärt.
Für Silvester und Neujahr soll bundesweit offenbar auch ein „An- und Versammlungsverbot“ umgesetzt werden, der Verkauf von Feuerwerk soll dieses Jahr bundesweit verboten werden.
Außerdem soll der Genuss von Alkohol in der Öffentlichkeit vom 16. Dezember bis zum 10. Januar vollständig verboten werden.
Friseursalons, Kosmetikstudios, Massagepraxen und Tattoo-Studios sollen ebenfalls geschlossen werden, „weil in diesem Bereich eine körperliche Nähe unabdingbar ist„.
RKI meldet 20.200 Corona-Neuinfektionen
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am frühen Sonntagmorgen 20.200 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das waren 14 Prozent oder 2.433 Fälle mehr als am letzten Sonntag und so viele wie noch nie an diesem Tag der Woche. Im Sieben-Tage-Mittel stieg die Zahl der täglichen Neuinfektionen auf 21.342 und damit den sechsten Tag in Folge auf den bis dahin jeweils höchsten Stand seit Beginn der Pandemie in Deutschland.
Außerdem meldete das RKI nun 321 Tote binnen 24 Stunden in Zusammenhang mit dem Virus, auch hier wurde im Sieben-Tage-Mittel mit 431 ein neuer Höchststand erreicht. Die Zahl der aktiven Fälle steigt nun ebenfalls deutlich auf rund 331.000, nachdem sie zuvor wochenlang um 300.000 gependelt war. Auf den Intensivstationen wurden unterdessen am frühen Sonntagmorgen 4.479 Covid-19-Patienten intensiv behandelt, 31 mehr innerhalb von 24 Stunden.
Einzelhändler warnen vor „irreparablen“ Lockdown-Schäden
Vor Beginn der Schaltkonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten hat der Einzelhandel vor einem Lockdown ab der kommenden Woche gewarnt.
„Bei einem erneuten Lockdown droht dem Handel eine Erosion, die menschlich, kulturell und auch wirtschaftlich nicht nur desaströse Folgen, sondern irreparable wirtschaftliche Auswirkungen nach sich zieht“, zitiert die „Bild“ aus einem Schreiben von 28 Einzelhandelsketten, welches am Samstag an die Bundeskanzlerin und die Länderchefs verschickt wurde. „Das Versagen der Corona-Politik darf nicht zum Verhängnis des Deutschen innerstädtischen Handels werden.“
Der Handel habe gute Hygienekonzepte entwickelt, die sich bewährt hätten. „Dezember ist der mit Abstand wichtigste Monat für den Handel: 103,9 Milliarden Euro werden im Weihnachtsgeschäft umgesetzt. Im Frühjahr können wir keine Winterpullover mehr verkaufen“, zitiert die „Bild“ aus dem Schreiben. Sollte der harte Lockdown kommen, dann beschließen man auch unwiderruflich die „Insolvenz tausender Händler“ und somit die Arbeitslosigkeit von Millionen Menschen.
„Und Sie beschließen die Verödung von Deutschlands Innenstädten. Denn einen harten Lockdown wird ein Großteil des Handels definitiv nicht überstehen. Es wäre das Ende der Innenstädte, wie wir sie heute kennen“, heißt es in dem Schreiben. Während andere Branchen in der Coronakrise mit Milliarden Euro unterstützt würden, stehe der Handel vor dem wirtschaftlichen Ruin.
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„Drei Millionen Beschäftigte haben Angst und bangen um ihren Job, ihre Familien bangen kurz vor Weihnachten um die Zukunft.“ Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören unter anderem Woolworth, Depot, New Yorker, Tedi, Intersport und Leffers.