Bereits Mitte Februar haben wir als Reaktion auf die fatale Kommunikationspolitik der saarländischen Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) einen umfassenden Faktencheck über das AstraZeneca-Vakzin vorgenommen.
Katastrophale Kommunikationspolitik
AstraZeneca hat, nachdem was aktuelle Studien seit Wochen belegen, kein Wirksamkeitsproblem, sondern ein Imageproblem.
Große Medienhäuser feuerten insbesondere während der Zulassungsphase regelrechte Kanonensalven auf den Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers und seine Wirksamkeit ab, während Politiker und ihre Sprecherinnen und Sprecher nicht wussten, wie sie der Bevölkerung den neuen Impfstoff korrekt präsentieren sollten, nachdem eine deutliche Abweichung in Wirksamkeit und Zulassung bekannt wurde.
Die europäische Arzneimittelagentur EMA bewerteten die Impfstoffe von Biontech (94,6%) und Moderna (95%) mit einer deutlich höheren Wirksamkeit als das AstraZeneca-Vakzin („around 60% efficacy).
Das Paul-Ehrlich-Institut folgte mit seiner Bewertung und bescheinigte eine Impfstoffwirksamkeit von 62,6 %.
Dies hätte verhindert werden können, hätte AstraZeneca vernünftige und aussagekräftige Studiendaten an die EMA geliefert. Nur aus dem Grund, dass der Hersteller keine validen Daten für über 65-Jährige geliefert hat, folgten mehrere Länder (unter anderem Frankreich, Deutschland und Malta) nicht der EMA-Vorgabe, den Impfstoff für alle Altersgruppen freizugeben.
Ein erneuertes Kommunikationsdesaster war zu diesem Zeitpunkt bereits zu erahnen.
Hier haben auch die Medien ihre Arbeit schlecht gemacht. Denn im Zulassungsdokument des PEI steht auch: „In Bezug auf COVID-19-Hospitalisierungen gab es 0 Fälle von COVID-19-Hospitalisierungen unter den Teilnehmern, die zwei Dosen COVID-19 Vaccine AstraZeneca (≥ 15 Tage nach Dosis2) erhalten hatten im Vergleich zu 8 Fällen in der Kontrollgruppe, einschließlich eines schweren Falles, der in der Kontrollgruppe berichtet wurde. Ab Tag22 nach Dosis1 gab es unter allen Teilnehmern, die mindestens eine Dosis erhalten hatten, 0 Fälle von COVID-19-Hospitalisierungenbei den Teilnehmern, die COVID-19 Vaccine AstraZeneca erhalten hatten, im Vergleich zu 14 Fällen, einschließlich eines Todesfalls, in der Kontrollgruppe.“
Selbst das Paul-Ehrlich-Institut bestätigte dem Vakzin eine hervorragende Wirksamkeit, insbesondere bei schweren Verläufen.
Wie wirksam ist der Oxford-Impfstoff tatsächlich?
Erst einmal: Die Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs liegt bei mindestens 60 bis 70 Prozent. Dies bedeutet erst einmal nicht, dass die 30 bis 40 Prozent, bei denen der Impfstoff „nicht so gut“ anschlägt, keinen Schutz erhalten. Auch bei ihnen ist ein schwerwiegender Krankheitsverlauf massiv reduziert – um bis zu 94%. Und das bereits nach der Ersten der beiden Impfungen. Dies belegen Daten einer Studie der Universität Edinburgh. Übrigens: Bei Biontech lag dieser Wert bei „bis zu 85%“.
Außerdem soll das Vakzin laut Daten der britischen Gesundheitsbehörde besonders gut bei Menschen über 70 Jahren wirken. Er reduziert offenbar das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf bei Älteren bereits nach der ersten Dosis um 90 Prozent, was die Daten der Uni Edinburgh bestätigen würden.
Und auch wir berichteten bereits über zwei Studien ( 1. Studie, 2. Studie ), die eine Wirksamkeit von 82 und 84 Prozent bei AstraZeneca feststellten.
Diese Studien belegen eindeutig, dass das Rating der EMA zu niedrig angesetzt und der Impfstoff zu Unrecht einen schlechten Ruf genießt. Man könnte auch sagen: Durch die schlechte Datenlage zum Zeitpunkt der Zulassung wurde der Impfstoff viel schlechter bewertet, als er eigentlich ist.
Mittlerweile hat auch die Ständige Impfkommission eingesehen, dass eine Änderung in der Bewertung notwendig ist. Laut StiKo-Chef Mertens soll dies zeitnah geschehen. Dann dürfte der Impfstoff auch für ältere Menschen zugelassen werden.
Das Ganze sei „irgendwie schlecht gelaufen“, so der Stiko-Chef. Man hätte den Impfstoff nie kritisiert, lediglich die schlechte Datenlage wäre Kritikpunkt gewesen.
Nebenwirkungen
Statt über diese Studien zu berichten, stürzen sich die Sensationsmedien in Deutschland lieber auf Berichte über Nebenwirkungen und Impfstopps.
Hierzu haben wir bereits vor Wochen Zahlen veröffentlicht, aus denen hervorgeht, dass AstraZeneca ähnlich starke Nebenwirkungen hervorruft, wie das BionTech-Vakzin. Nach ersten Erkenntnissen treten jedoch bei AstraZeneca bereits nach der ersten Impfung diese teilweise stärkeren Nebenwirkungen (Kopfschmerzen, Fieber, Gliederschmerzen) auf, während bei Biontech ähnlich gelagerte Nebenwirkungen erst nach der Zweitimpfung auftraten.
Die Symptome halten für ein bis zwei Tage an. In den Medien wurde breit über das Stoppen der Impfungen beispielsweise in Kliniken berichtet, nicht aber, dass nur wenige Tage später wieder die Impfung aufgenommen wurde.
Der NDR hat die Vorgänge unaufgeregt dargelegt. Die Impfungen wurden demnach nicht „wegen“ der Nebenwirkungen ausgesetzt, sondern um die Impftermine zu entzerren. Es wird demnach weiter mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft.
Große Vorteile in der Flächenimpfung
Besondere Vorteile – neben dem Preis, genießt der AstraZeneca-Impfstoff durch seine einfache Handhabung. Bei Kühlschranktemperaturen kann das Mittel wochenlang gelagert werden, perfekt zur Anwendung bei Hausärzten.
Damit könne endlich dieser „Einladebürokratismus“ abgeschafft werden. Dieser funktioniert sowieso nicht richtig.
Fakt ist: Das Vakzin von AstraZeneca liegt millionenfach im Kühlschrank und wird derzeit nicht verimpft. Dies muss sich ändern. Zur Not auch über eine Änderung der Impfpriorität.