Der militärische Fluglärm, meist ausgelöst durch die Kampfjets von US-Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem, aber nach Regio-Journal-Recherche auch die „Taktischen Luftwaffengeschwader 33 und 51 (Büchel, RLP, Jagel, Schleswig-Holstein) überfliegen das Saarland regelmäßig mit Tornado- und Eurofighter-Kampfjets.
Um ein Gefühl für die Dauer der Überflüge zu erhalten, haben wir ein paar statistische Werte, erfasst durch die Bürgerinitiative gegen Fluglärm, zusammengetragen:
Stundenlanger Fluglärm und massenhaft Treibstoffverbrauch
Am 24.07. wurden im Saarland und der angrenzenden Pfalz insgesamt 1 Stunde und 53 Minuten Fluglärm durch Kampfjets der US Air Force und der Bundeswehr registriert worden. Verbraucht wurde dabei nach Schätzung der Bürgerinitiative 68.100 Liter militärischer Treibstoff, wobei rund 190.000 Kilo CO2 und 545 kg Stickoxid (NOx) produziert wurde.
Dies entspricht einer gefahrenen PKW-Strecke von rund 1,135 Millionen (!) Kilometer.
Ein Tag zuvor wurden rund 3,5 Stunden Fluglärm gemessen, bei einem Treibstoffverbrauch von rund 92.400 Litern (umgerechnet 1,54 Millionen PKW-Kilometer). Die Verursacher waren die Kampfjets der US Air Force Spangdahlem (F-16) sowie das Taktische Luftwaffengeschwader 33 der Bundeswehr (Büchel, Tornado)
Und am 22.07.2020 wurden Übungen mit Partnern aus drei Ländern geflogen: Die Jets der US Air Force Spangdahlem (F-16), der Bundeswehr (TaktLwG-33 Büchel, Tornado) und die Nachbarn der „Luchtcomponent“ Belgien, die ebenfalls mit F-16 Jets unterwegs waren, produzierten mehr als sechs Stunden Fluglärm, verbrauchten rund 185.000 Liter militärischen Treibstoff und produzierten mehr als 500.000 Kilogramm CO2 und 1500 Kilogramm Stickoxide, was einer PKW-Fahrleistung von rund 3,1 Millionen Kilometern entspricht.
Diese Liste lässt sich beliebig fortführen.
Hier empfehlen wir Ihnen die Internetseite der BI-Flueglärm, die anhand von Flugradardaten genaue Daten abbildet.
Bereits im vergangenen Jahr hatte sich der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) in einem Schreiben an seine Vorgängerin und heutige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und forderte seine Parteikollegin zum Handeln auf.
Mittlerweile enden die Flüge nach Regio-Journal-Recherche freitags früher. Dieses „Entgegenkommen“ reiche bei weitem nicht aus, findet beispielsweise der Grünen-Abgeordnete Markus Tressel.
Fluglärm steigt an
Die Zahl der militärischen Übungsflüge über dem Saarland ist nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums im Jahr 2019 um 40 Stunden gegenüber dem Vorjahr angestiegen. An 225 Tagen des Jahres 2019 wurden Übungsflüge über dem Saarland und der Pfalz durchgeführt. Insgesamt wurden 673 Übungsflüge 2019 durchgeführt.
Nach Anzahl der gemessenen Flugstunden ist der Luftraum „TRA-Lauter“, also der Raum Saarland und angrenzende Pfalz der meistgenutzte Luftraum Deutschlands, gefolgt vom Luftraum „Allgäu“, „Weser“, „MVPA Nordost“ und „Friesland“, während die Lufträume „Münsterland“, „Sachsen“ und Frankenalb“ nicht einmal 1/4 von der Nutzungszeit aufweist, so zeigt die Statistik der BI-Flueglärm.
Diese Entwicklung ist nachzuvollziehen, so die Initiative gegen Fluglärm:
- 2017 wurden ca. 450 Übungsflüge durchgeführt
- 2018 waren es bereits ca. 490
- 2019 wurde die 500-Übungsflüge-Zahl bereits überschritten
- Für das aktuelle Jahr liegen wir leicht über dem Wert des Jahres 2017
Die Zahl der reduzierten Überschallknalle hingegen hat sich seit 2012 mehr als verdreifacht. Die Statistiken von „Fluglaerm-kl.de“ zeigen:
- 2012: 10 Überschallknalle
- 2013: ca. 7 (die Statistiken zeigen dies nicht genau)
- 2014: ca. 9
- 2015: 20
- 2016: 10
- 2017: ca. 29
- 2018: ca. 32
- 2019: ca. 36
- 2020: 20
Die Zahlen sind anhand der Statistik nicht hunderprozentig abzulesen
SPD Friedrichsthal kontaktiert „AKK“
Für die SPD Friedrichsthal ist das Maß voll. In einem offenen Brief wenden sich die saarländischen Kommunalpolitiker an ihre saarländische Kollegin im Bundesverteidigungsministerium.
Der offene Brief im Wortlaut:
Ihr Einsatz zum Schutz der Bevölkerung vor der Belastung durch militärische Übungsflüge
Sehr geehrte Frau Ministerin, verehrte Frau Kramp-Karrenbauer,
ausgelöst durch eine Vielzahl von Hinweisen aus der Bürgerschaft der Stadt Friedrichsthal wende ich mich mit der Bitte um Unterstützung an Sie. Grund der Beschwerden ist die in den letzten Tagen verstärkt auftretende unerträgliche Lärmbelastung durch militärische Übungsflüge über unserem Stadtgebiet.
Dabei war bereits im vergangenen Jahr aus der Presse zu erfahren, dass Sie in Ihrer Eigenschaft als Verteidigungsministerin „sehr zügig“ mit dem saarländischen Innenminister Klaus Bouillon (CDU) über den militärischen Fluglärm im Nordsaarland sprechen wollten. Das war auch in einem Interview mit dem Saarländischen Rundfunk angekündigt worden. Dabei erfuhr man von den Schwierigkeiten, Übungsflüge durchzuführen und dabei die Belastung gering zu halten. Wenn dabei immer wieder die Rede von Flügen über dem Nordsaarland die Rede ist, erstaunt mich die Lärmbelastung über dem Stadtgebiet von Friedrichsthal doch sehr – die Lage unserer Stadt im Regionalverband Saarbrücken dürfte Ihnen bekannt sein. Sollte eine Entlastung des Nordsaarlandes damit erkauft worden sein, dass nun der südliche Teil unseres Landes unter dem Lärm zu leiden hat, würde unsere Bevölkerung dafür kein Verständnis zeigen.
Aufgrund der gegenwärtigen Lärmbelastung muss man davon ausgehen, dass Ihre damaligen Bemühungen zum Wohle der saarländischen Bevölkerung im Sande verlaufen sein müssen – was wir sehr bedauern. Insbesondere von Ihnen als ehemaliger Ministerpräsidentin unseres Landes hätten wir ein engagierteres und letztlich wirkungsvolleres Vorgehen erwartet.
Es würde uns sehr freuen, wenn wir von Ihnen über einen erneuten Vorstoß in der Sache erfahren dürften und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Jörn Walter
Vorsitzender
Anne Hauptmann
Mitgliederbeauftragte
Christian Jung
Pressewart
Das Anschreiben im Original zum Download