Es war eine Meldung, die es in sich hat: In großen Buchstaben war auf der BILD-Startseite zu lesen: „Die Deutschen sollten in diesem Jahr NICHT verreisen – Will die Kanzlerin jetzt Urlaub für 2021 ganz kassieren?“. Die einleitenden Worten klingen so, als wolle die Bundeskanzlerin den Millionen Deutschen den gesamten Urlaub 2021 vermiesen. Den eigentlichen Artikel findet man hinter der Bezahlschranke.
Durch diese Horrormeldung aufgeschreckt, griffen mehrere Medien das Merkel-Zitat auf. Tatsächlich jedoch handelt es sich dabei um eine Aussage, die sich auf Ostern bezog.
Laut dem offiziellen Transkript der Bundesregierung sagte die Kanzlerin: „Insgesamt verhehle ich nicht, dass wir eigentlich den Reisehinweis geben, dass man in diesem Jahr eben nicht reisen sollte. Deshalb versuchen wir, mit den uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln das zu erreichen, was wir erreichen können.“
Was ebenfalls aus dem Transkript herauszulesen ist: Die Kanzlerin bezieht sich auf den Osterurlaub. Dies bestätigte auch Regierungssprecher Steffen Seibert noch einmal: „Die Bundeskanzlerin hat in der Pressekonferenz heute Nacht über die Coronapolitik in der Osterzeit und den kommenden Wochen gesprochen. Alle Äußerungen, die sie zum Thema Reisen gemacht hat, beziehen sich ausschließlich auf diesen Zeitraum“.
EU-Impfpass ab 1. Juni – Reisen dadurch möglich
Bis zum 1. Juni soll der EU-Impfpass fertiggestellt werden. Diese in Papierform und digital angebotene Bescheinigung soll an den „Grünen Pass“ in Israel angelegt sein, mit dem geimpfte in dem Land z.B. Festivals besuchen können oder Reisen dürfen, also zur Normalität zurückkehren.
In dem EU-Impfpass sollen neben Impfungen auch Ergebnisse von zugelassenen PCR- und Schnelltests sowie überstandene Corona-Infektionen erfasst werden. Dieser soll mindestens europaweit anerkannt und gültig sein.
Gerade die Urlaubsländer treiben die Entwicklung voran und möchten mit dem Impfpass verbunden auch Einreisen einfacherer gestalten und Urlaube ermöglichen.
Anders als die Urlaubsländer will Kanzlerin Angela Merkel derzeit noch offen lassen, welche konkreten Rechte mit dem Impfausweis verbunden sind. Sie wies darauf hin, dass derzeit noch zu wenig Menschen geimpft seien, um die Frage einer Reisefreiheit final zu klären. Auch sei es bei Kindern nicht möglich, einen Impfpass auszustellen, da keine Impfstoffe für Kinder verfügbar seien.
Deutlich mehr Impfstoff erwartet
Unterdessen hat das Bundesgesundheitsministerium einen deutlichen Lieferanstieg für Impfstoffe angekündigt. Wenn auch als Hinweis hinzugefügt wurde „Die Zahlen beruhen auf Prognosen und sind mit Unsicherheiten behaftet“, soll im April viel mehr Impfstoff als im März geliefert werden:
- 10 Millionen Impfdosen von Biontech (5,3 Millionen Dosen im März)
- 1,0 Mio – 1,43 Mio Impfdosen von Moderna (1,08 Millionen Dosen im März)
- 3,84 Mio Impfdosen von AstraZeneca (rund 3 Millionen Impfdosen im März)
Zur Erinnerung:
- Seit 21.12.2020 lieferte Biontech insgesamt 11,9 Mio Impfdosen
- Seit 6.1.2021 lieferte Moderna insgesamt 1,7 Mio. Impfdosen
- Seit 29.01.2021 lieferte AstraZeneca insgesamt 5,7 Mio Impfdosen
Seit Start der Impfkampagne vor über drei Monaten wurden rund 16 Millionen Impfdosen in Deutschland verimpft, 7,7 Millionen Menschen sind demnach einfach geimpft, 3,4 Millionen bereits zweifach. Die rund 14 Millionen zu erwartenden Impfdosen bedeuten damit eine signifikante Steigerung.
Dies könnte der Startschuss für eine schnelle Impfkampagne werden, insbesondere da BioNtech offenbar die Lieferkapazitäten deutlich steigern konnte. Im Gegen Ende April werden auch die ersten Lieferungen von Johnson & Johnson erwartet. Diese dürften jedoch verhältnismäßig gering ausfallen. Für Mai sind weitere Liefermengensteigerungen vorherberechnet.