„Die Inzidenz liegt seit mittlerweile einer Woche unter 35. Heute habe ich daher die Maskenpflicht im öffentlichen Raum und das Alkoholverbot mit Wirkung zum morgigen Tag aufgehoben“, kündigte Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) am gestrigen Abend auf Facebook an.
Conradt bittet „weiterhin zum Schutze aller verantwortungsvoll mit dieser Pandemie umzugehen“, um gut durch den Sommer zu kommen.
Conradt weiter: „Die Maskenpflicht und das Alkoholverbot im öffentlichen Raum sind Kann-Regeln, die die Landesverordnung den Kommunen gibt. Indem wir die Maßnahmen aufheben, gehen wir einen logischen Schritt, der uns wieder ein wenig näher an die Normalität heranführt und Erleichterungen schafft.“ Ob und welche weiteren Lockerungen erfolgen, liege in der Entscheidungsgewalt des Landes, das die Rechtsverordnung dem aktuellen Infektionsgeschehen anpassen kann. Es sei aber weiterhin auch im Außenbereich geboten, ausreichend Abstand zu anderen zu halten, um die Infektionsgefahr zu reduzieren.
„Es bleibt dabei: Zunächst einmal ist jeder Einzelne für sein Verhalten verantwortlich. Wichtig wird es weiterhin sein, dass wir alle in der Pandemie aufeinander achten und mit den Lockerungen verantwortungsbewusst umgehen. Dann können wir gemeinsam einen guten Sommer genießen“, so Oberbürgermeister Uwe Conradt abschließend
Im Saar-Landtag hingegen herrscht noch Zurückhaltung in der Thematik. Während die Regierungskoalition aus CDU und SPD noch zurückhaltend reagieren, sprechen sich die Oppositionsparteien eher für die Aufhebung der Maskenpflicht aus. So sollte es aus Sicht des parlamentarischen Geschäftsführers der Linksfraktion, Jochen Flackus, im Freien keine Maskenpflicht mehr geben.
Der Homburger Virologe Dr. Jürgen Rissland hält die Debatte für verfrüht. Die AHA+L-Regeln, also Abstand halten, Hygiene, Atemschutzmaske tragen und Lüften, seien unsere Basismaßnahmen, sagte Rissland im SR-Interview. „Die Basismaßnahme gibt man aus meiner Sicht erst dann preis, wenn man mit allen anderen Maßnahmen mehr oder weniger schon auf dem Rückzug ist.“
Bei Lockerungen der Maskenpflicht in Innenräumen sei er sehr zurückhalten, im Freien könne man darüber nachdenken, auf die Maske zu verzichten, so Rissland im SR.
Auch bundesweit Streitthema
Das Ende der Maskenpflicht wird bundesweit diskutiert. Zahlreiche Experten warnen vor einem generellen Ende der Maskenpflicht. Hierfür sei es zu früh. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt halten Lockerungen draußen für möglich, nicht aber in Innenräumen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir die Maskenpflicht da, wo sie überhaupt noch besteht draußen, entfallen lassen„, sagte Dobrindt im ZDF. Für Innenräume rate er zur Vorsicht.
Lauterbach hält Lockerungen in Außenbereichen, etwa in Fußgängerzonen für möglich. In Innenräumen rät er dringend davon ab, erst ab einer Impfquote von 70 Prozent könne sicher auf das Tragen von Masken verzichtet werden.
Spahn möchte stufenweise lockern
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sprach sich für eine stufenweise Aufhebung der generellen Maskenpflicht aus. Er sagte gegenüber Zeitungen der Funke-Gruppe, in einem ersten Schritt könne die Maskenpflicht draußen „grundsätzlich entfallen“. In Regionen mit sehr niedriger Inzidenz und einer hohen Impfquote könne die Pflicht nach und nach auch drinnen entfallen. „Als Empfehlung bleibt in jedem Fall eine einfache Regel: im Zweifel mit Maske – besonders beim Reisen und bei Treffen in Innenräumen„, betonte der CDU-Politiker.
Intesivmediziner offen für Lockerungen
Durch die massiv gesunkene Zahl an Neuinfektionen sinkt auch der Druck auf den Intensivstationen. Daher zeigen sich die Intensivmediziner offen für die Aufhebung der Maskenpflicht im Freien, in Innenräumen solle man sie beibehalten.
„Generell spricht nichts dagegen: Jetzt im Sommer halten wir uns viel im Freien auf, die Inzidenzen sinken weiter. Und das Wichtigste: Es sind immer mehr Menschen bereits ein- oder zweimal geimpft„, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gernot Marx, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
In Innenräumen sollem an jedoch weiter Maske tragen. „Draußen, wo auf großer Fläche viel Abstand zwischen viele Menschen kommen kann und die Aerosole sich nicht in einem Raum sammeln, kann man durchaus die Maske einmal ablegen und ein bisschen frühere Normalität zurückgewinnen.“
4 neue Fälle im Saarland
Die Zeichen in Sachen Corona stehen im Saarland indes weiter auf Entspannung. Das RKI meldet am Morgen lediglich vier neue Corona-Fälle für das Saarland. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 20,5.
Der Regionalverband Saarbrücken liegt bei einer Inzidenz von 24,9, der Landkreis Neunkirchen bei 25,1, der Landkreis Saarlouis bei 23,7, der Saarpfalz-Kreis bei 18,3.
Die geringsten Inzidenzwerte haben der Landkreis St. Wendel mit 9,2 und Merzig-Wadern mit 6,8.
Bundesweit wurden vom Robert-Koch-Institut 652 neue Covid-19-Fälle gemeldet, die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 15,5 (Vorwoche 22,9, Vortag 16,6). Außerdem wurden bundesweit 93 neue Todesfälle, die in Verbindung mit Covid-19 stehen, gemeldet.