Unbekannte haben den jüdischen Friedhof in Gonnesweiler geschändet und dabei einen Schaden von rund 1200€ angerichtet. Die Schäden wurden bei Katalogarbeiten des Freundeskreis zur Rettung jüdischen Kulturguts im Saarland entdeckt.
Grabsteine umgestoßen
Die Täter haben zwei Grabsteine und einen Sockel umgestürzt. Der Schaden beläuft sich auf zirka 1200 Euro.
Polizei und Staatsschutz haben die Ermittlungen aufgenommen und auch die Politik möchte mit einer klaren Positionierung auf diese Angriffe reagieren:
„Egal, ob oder an wen oder was man glaubt: Orte, an denen wir unsere Verstorbenen beerdigen, sind besonders schützenswert. Angriffe wie der in Gonnesweiler treffen uns daher alle. Wer sich aber an einem jüdischen Friedhof vergeht, der will uns mehr zeigen. Er will deutlich machen, dass er das, was unsere Gesellschaft ausmacht, hasst und verachtet. Die Schändung von jüdischen Stätten, die Angriffe auf Juden, die Verharmlosung von Antisemitismus wie bei der Echo-Verleihung sind erbärmliche Taten. Wir werden das nie akzeptieren. Und es bestärkt mich in unserem Bemühen, an unseren Schulen die Erinnerungsarbeit weiter zu stärken“
|-Kultusminister Ulrich Commercon
Zusammenarbeit mit Yad Vashem
Zu diesen Bemühungen zählt Commerçon auch die geplante gemeinsame Initiative des Ministeriums für Bildung und Kultur Saarland mit der Gedenkstätte für Holocaust und Heldentum Yad Vashem in Jerusalem.
Beide Partner wollen zukünftig im Bereich der schulischen Bildung zusammenarbeiten. Ziel ist es unter anderem, den Austausch zwischen israelischen und saarländischen Lehrkräfte und Mitarbeiter der jeweiligen Bildungsbehörden zu intensivieren.
Darüber hinaus soll das gegenseitige Verständnis für die Geschichte, die Kultur und die Gegenwart Israels und des Saarlandes weiterentwickelt werden. Die Absichtserklärung über diese Zusammenarbeit soll Ende des Monats unterschrieben werden.
Nicht der erste Vorfall
Nahezu jährlich kommt es im Saarland zu vergleichbaren antisemitischen Anschlägen auf jüdische Bestattungsorte: 2015 in Sarre-Union und in Tholey, 2016 in Merzig und 2017 in Waldwisse. Der Friedhof in Gonnesweiler sei in der Vergangenheit bereits mehrfach Ziel von Anschlägen gewesen: 1973, 1974 und 1997.
Grabsteine zweier Frauen
Die beiden umgeworfenen Stelen sind die Grabsteine zweier Frauen. Die eine bezeichnete das Grab der 1867 verstorbenen Karoline Baum geb. Eisenkrämer, eine Tochter des Simmertaler Lehrers Marcus Eisenkrämer. Die andere, die nun zerbrochen ist, kennzeichnet das Grab der 1895 im Alter von 75 Jahren verstorbenen, ledig gebliebenen Viehhändlerstochter Rosa Kahn. Die für sie verfasste hebräische Inschrift ist in wissenschaftlicher Hinsicht bemerkenswert, da sie Jugend und jungfräulichen Stand betont, wie für ein jung verstorbenes Mädchen: „Noch in ihrer Blüte, pflückte sie der Tod …“ lautet die Übersetzung eines zentralen Satzes.
Der jüdische Friedhof in Gonnesweiler ist der kleinste jüdische Friedhof im Saarland. Um 1800 angelegt, beherbergt er ca. 70 Bestattungen. In der NS-Zeit wurde er fast vollständig zerstört, so dass nach 1945 nur 21 Stelen wieder aufgestellt werden konnten.