Hochwasser im Saarland – Überblick am Morgen – 3000 Einsätze

Extremes Hochwasser sucht das Saarland heim. Die Feuerwehr rückte zu mehr als 3000 Einsätzen aus. Ein aktueller Überblick.

Das Saarland wurde mit unglaublicher Wucht vom Starkregen getroffen. Zahlreiche Städte und Gemeinden wurden überflutet.

Die Feuerwehr, THW und DRK musste, so die aktuellen Informationen mehr als 2700 Mal ausrücken, die Polizei wurde zu rund 1000 Einsätzen gerufen.

Innenminister Reinhold Jost (SPD) lobte im SR-Interview den Einsatz der Rettungskräfte. „Ich bin dankbar den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aus dem Bereich des Bevölkerungs- und Katastrophenschutzes, der Polizei, des DRK, der Feuerwehr, der DLRG – das war unglaublich, was die geleistet haben und noch leisten. In der Krise steht das Land zusammen.“

Während Friedrichsthal und Sulzbach – im Vergleich – nur wenige Meldungen über Schäden absetzen, traf es umliegende Gemeinden deutlich härter.

Friedrichsthal

Aus Friedrichsthal gab es keinerlei Meldungen.

Sulzbach

Die Stadt Sulzbach hat vorsorglich einen Krisenstab eingerichtet. Dieser kam am Samstagmorgen erneut zusammen um über die aktuelle Situation zu beraten.

Demnach sinken die Wasserpegel der Sulzbach weiter und die Lage entspannt sich zunehmend. Die Feuerwehr vermeldet 16 kleinere Einsätze bis Mitternacht, am Samstagmorgen kamen drei weitere hinzu. Die meisten Einsätze gingen laut Krisenstab auf technische Hilfe bei Einsätzen in Kellern, in die Wasser eingedrungen war bzw. um kleinere Überflutete Gebiete.

Bürgermeister Michael Adam: „Ich bedanke mich im Namen der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger ganz ausdrücklich bei den Einsatzkräften von Freiwilliger Feuerwehr, dem Baubetriebshof, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung im Krisenstab, die bis tief in die Nacht gearbeitet haben, für ihre bemerkenswerte Leistung“. Auch dankte der Bürgermeister den Einwohnern für ihr umsichtiges Verhalten, was in der Zusammenschau aller Umstände nach den bisherigen Erkenntnissen dazu geführt hat, dass es nur kleineren Sachschäden kam. 

Quierschied

Der Starkregen mit teilweise deutlich über 100 Litern Wasser pro Quadratmeter sorgte in Quierschied für Katastrophenalarm. Der Kohlbach schwoll extrem an und der Damm eines Kühlweihers am Kraftwerk drohte zu brechen – mit verheerenden Folgen.

Das THW setze auf massive Pumpentechnik und beförderte 16.000 Liter Wasser pro Minute aus dem Kühlweiher – am Ende vergebens. Gegen 19:15 Uhr brach der Damm und flutete das Kraftwerksgelände, was zur Folge hatte, dass das Kraftwerk abgeschaltet und die Fernwärme ausgesetzt wurde.

Dies bestätigte Bürgermeister Lutz Maurer am Morgen: „Infolge des Starkregen ist auch die Fernwärmeversorgung in Quierschied aktuell nicht gegeben. Die Mitarbeiter der Fernwärme arbeiten bereits mit Hochdruck an der Wiedernbetriebnahme des Fernwärenetzes. Der Verantwortliche vor Ort hat mir mitgeteilt, dass man zuversichtlich ist dass die Fernwärmeversorgung im Laufe des Vormittages wieder funktioniert.“

Das letzte Update zu den Überflutungen aufgrund des Dammbruchs sagte Maurer: „Im Moment sieht es danach aus als ob die schlimmsten Erwartungen im Bereich Kohlbach, Schienenweg, Herrengrund nicht eintreten. Dies ist sicherlich noch keine Entwarnung – aber ein kleiner Funken Hoffnung.“

Ottweiler

Die Hochwasservorkehrungen in Ottweiler hielten lange stand – bis die Schleuse der Blies aufgrund des extremen Drucks geöffnet werden musste. In Folge dessen wurde die gesamte Altstadt überflutet.

Teilweise ist der Strom ausgefallen, in der Seminarsporthalle wurde ein Notlager errichtet.

Am Morgen fiel außerdem der Notruf (110) aus. Die Feuerwehr ist aktuell, so Bürgermeister Schäfer, unter der Nummer 0151 12980889 erreichbar.

Die „mobilen Deiche“ der Feuerwehr Ottweiler haben nach eigenen Angaben der Feuerwehr für einen „langen Vorsprung“ gesorgt, wurden letztlich dennoch überflutet und seien im Stadtgebiet verstreut. Finder der Teile werden gebeten, sie zur Feuerwache zurückzubringen.

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Mobiles Deichelement | Bild: FW Ottweiler

Dennoch sei die Lage auch am Morgen akut, so Landkreis-Sprecherin Carolin Stauner. Die Pegel gingen leicht zurück, Innen- und Altstadt seien weiterhin geflutet, die Einsatzlage sei „sehr akut“.

Festnetz und Strom fallen weiterhin in großen Teilen aus.

Regionalverband Saarbrücken

Auch im Regionalverband Saarbrücken kam es zu starken Überflutungen. Wegen Überflutung mussten die Saarbrücker Stadtwerke nach eigenen Angaben am gestrigen Tag 16 Trafostationen in Malstatt, Eschringen, Ensheim, Fechingen, St. Johann und Alt-Saarbrücken abschalten.

Aktuell sei man dabei, die Stromversorgung wiederherzustellen. Wie die Stadtwerke mitteilten, müssten dazu aber erst die Keller der betroffenen Haushalte leergepumpt und überprüft werden.

In Saarbrücken-Ensheim fielen in den zurückliegenden 48 Stunden 119 Liter Regen pro Quadratmeter – rund die doppelte Menge dessen, was üblicherweise im gesamten Monat Mai an Regen fällt.

Die Stadt Saarbrücken hat bereits früh eine Großschadenslage ausgerufen, teile des Stadtgebiets wurden evakuiert. In Güdingen kam es zu einem Erdrutsch am Sonnenberg, die darunterliegende Straße wurde vollständig blockiert.

Völklingen

In Völklingen mussten mehrere Straßenzüge vom Strom getrennt werden.  „In Völklingen werden Schäden in Millionenhöhe erwartet, insbesondere im privaten Bereich“, hieß es. „Das Schadensausmaß ist nicht noch absehbar.“

Keine Personenschäden

Das positivste, was zu berichten ist: Bis am frühen Morgen sind keine Menschen ums Leben gekommen. Bei einer Evakuierung wurde eine Person leicht verletzt.

Blieskastel

In Blieskastel ist die Hochwasserlage weiterhin sehr ernst. Es wird laut Landkreis damit gerechnet, dass die Altstadt gegen Mittag überflutet wird. Man habe dennoch „vorsichtigen Optimismus“, dass man die Überflutung doch noch abwenden könne.

Bereits in der Nacht standen in Webenheim mehrere Keller unter Wasser. Und in der Brunnenstraße und der Römerstraße waren mehrere Häuser mit Booten evakuiert worden, berichtet der SR.

Wettervorschau

Der Deutsche Wetterdienst hat mittlerweile alle Unwetterwarnungen aufgehoben. Die Pegel der Flüsse, Bäche und Zuflüsse werden aber auch am gesamten Samstag noch weiter steigen.

Heute wird noch stellenweise leichter Regen im Saarland erwartet. Ab Mittag lockern die Wolken auf und die Sonne soll zeitweise zu sehen sein.

Die Wasserpegel an den Nebenflüssen der Saar sinken nur langsam, die Pegel der Saar dürften erst gegen Abend zurückgehen.

An der Messstelle Fremersdorf wurde mit 7,65m ein neuer Wasserstands-Rekord gemessen – der bisherige lag bei 7,44m aus dem Jahr 1993.

(Der Bericht wird fortlaufend aktualisiert)



Bildquellen

  • image: Feuerwehr Ottweiler

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