Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hat der Tarif-Einigung mit den Arbeitgebern vor Ablauf der Erklärungsfrist an diesem Mittwoch (15. Juni) zugestimmt – der zugleich der „Tag der Gebäudereinigung“ ist. Das entsprechende Votum der Bundestarifkommission fiel einstimmig aus, teilt die Gewerkschaft in Frankfurt am Main mit. Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) hatte dem Kompromiss bereits zugestimmt.
Der Tarifabschluss sieht vor, dass der Einstiegsverdienst in der Branche zum Oktober auf 13 Euro pro Stunde steigt – 12,6 Prozent mehr als bislang. Reinigungskräfte verdienen damit weiterhin deutlich mehr als den gesetzlichen Mindestlohn. Wer in der Glas- und Fassadenreinigung arbeitet, kommt ab Herbst auf einen Stundenlohn von 16,20 Euro (plus 9,4 Prozent). „Ob in Kliniken, Schulen oder Büros – alle erwarten, dass es sauber ist. Der Wert dieser wichtigen und anstrengenden Arbeit ist in der Corona-Pandemie noch deutlicher geworden. Es ist richtig, dass die Beschäftigten dafür mehr bekommen als das gesetzliche Minimum. Mit dem Lohn-Plus bleibt die Gebäudereinigung auch für dringend gesuchte Fachkräfte attraktiv“, sagt IG BAU-Bundesvorstandsmitglied Ulrike Laux. Das Tarifergebnis sei innerhalb der Gewerkschaft auf große Zustimmung gestoßen. Die Bundestarifkommission des Gebäudereiniger-Handwerks habe das „starke Einkommensplus“, das weit oberhalb der derzeitigen Rekordinflation liege, begrüßt.
Nach dem Tarifvertrag steigen die Einkommen in allen Lohngruppen im Januar 2024 erneut. Der unterste Stundenlohn klettert dann auf 13,50 Euro. In der Glas- und Fassadenreinigung werden dann 16,70 Euro pro Stunde gezahlt. Beide Löhne sind sogenannte Branchenmindestlöhne, die nach dem Willen von Gewerkschaft und Arbeitgebern weiterhin verpflichtend für alle Unternehmen in der Gebäudereinigung gelten sollen. Zudem erhöhen sich bis 2024 die Azubi-Einkommen – auf 900 Euro im ersten, 1.035 Euro im zweiten und 1.200 Euro im dritten Ausbildungsjahr. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2024.
Die Gebäudereinigung ist mit ihren bundesweit rund 700.000 Arbeitnehmern die beschäftigungsstärkste Sparte im deutschen Handwerk. Nach Information der IG BAU arbeiten 500.000 von ihnen, ein Großteil Frauen, zum Branchenmindestlohn. Vor dem Hintergrund der geplanten Mindestlohnerhöhung auf 12 Euro pro Stunde hatte die Gewerkschaft die Arbeitgeber zu Verhandlungen aufgefordert. Eine Einigung wurde in der zweiten Verhandlung am 2. Juni erzielt.
Der „Tag der Gebäudereinigung“ am 15. Juni erinnert an einen Streik von Reinigungskräften in Century City, einem Geschäftsviertel von Los Angeles, bei dem am 15. Juni 1990 die Streikenden brutal von der Polizei zusammengeschlagen wurden. Die Polizei musste nach einem Gerichtsverfahren schließlich 3,5 Millionen Dollar an die amerikanische Reiniger-Gewerkschaft zahlen. Der Streik führte schließlich zu einer Lohnerhöhung von 25 Prozent und zur Einführung einer betrieblichen Krankenversicherung. Dieser Vorfall markiert einen Wendepunkt in der Kampagne „Justice for Janitors“. Der Jahrestag wird seitdem international als „Justice-for-Janitors-Day“, in Deutschland als „Tag der Gebäudereinigung“, begangen.
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- IGBau Gebäudereinigerin: IG Bau