Eine Studie vom Robert-Koch-Institut belegt, dass der Sommerurlaub 2020 kein genereller Pandemie-Treiber war. Ein Anstieg an Infektionen ist auszumachen – bei gleichzeitigem Anstieg der Test-Anzahl. Auch die Rückkehrländer spielen eine wichtige Rolle. Spanien, Frankreich und Italien hingegen spielen kaum eine Rolle.
Tatsache ist, dass vor der zweiten Welle im Herbst auch die Fallzahlen im Hochsommer stiegen. Zu diesem Zeitpunkt seien, so das RKI weiter, viele Infektionen auf Auslandsaufenthalte zurückzuführen. Das RKI spricht hier von einer „Sommerferienwelle reiseassoziierter Covid-19-Infektion”.
Zur Hochzeit, als 70 Prozent der Deutschen Sommerferien hatten, infizierten sich fast jeder zweite im Ausland – 48 Prozent, um genau zu sein.
Zwei Wochen nach Ende der letzten Sommerferien (Baden-Württemberg) lag die Quote bei nur noch 8,6 Prozent.
Differenzierter Blick auf das Infektionsgeschehen
Bei genauer Betrachtung müssen aber weitere Faktoren in Betracht genommen werden. Im Sommer wurden überdurchschnittlich viele Menschen getestet, denn nach dem 15. Juni 2020 mussten Einreisende einen negativen Coronatest vorlegen, um von der Quarantänepflicht entbunden zu werden.
Ab Anfang August konnte sich jeder kostenlos am Flughafen testen lassen. Man hat also gezielt Urlauber getestet und so auch in der Gruppe der Urlauber deutlich mehr positive Tests festgestellt.
Zwei weitere Punkte treten in den Mittelpunkt der Studie: Die Frage nach dem „wie“ und „wohin“ man reist.
Hier bleibt laut Studie festzuhalten:
- In Gebiete mit hohen Inzidenzen ist das Risiko höher, sich zu infizieren
- Wird gefeiert, hat man enge Kontakte, steigt das Risiko einer Infektion
- Reist man in einem eigenen Auto mit mehreren Personen, steigt das Risiko
- Ist das Hotel überfüllt, steigt das Risiko
Das Robert-Koch-Institut hält fest: Zu Beginn der Sommerferiensaison hatten Reisende insgesamt ein geringes Infektionsrisiko. Zum Ende der Sommerferien stieg das Risiko an.
Wo haben sich die Menschen infiziert?
Die meisten Neuinfektionen stammten während der Sommerferienzeit – nach Deutschland selbst – aus dem Kosovo (4369 Fälle zwischen dem 20. Juli und 20. September). Auf Platz drei der sogenannten Expositionsländer stand Kroatien (3903), dahinter folgten die Türkei (3131), Bosnien und Herzegowina (1193), Rumänien (1096), Spanien (1059) und Frankreich (760).
Auffällig: Die Liste umfasst vor allem die Heimatländer von Menschen mit Migrationshintergrund sowie Länder von Saison- und Vertragsarbeiter. Das RKI führt Reisen zur Familie oder Freunden als eine der häufigsten Infektionsherde zurück. Es stützt diese These mit dem Hinweis, dass sich vor allem Menschen mittleren Alters und Kinder im Ausland infiziert hätten.
Pauschalurlaub kein Pandemietreiber
Den beliebten Pauschalurlaub im Ausland, beispielsweise in Spanien, Italien oder Frankreich sieht das Robert-Koch-Institut nicht als Hauptinfektionsherd im Ausland an.
Begründet wurde dies damit, dass die Menschen dort wenig intensiven Kontakt zur einheimischen Bevölkerung habe und auch Übernachtungen in Hotels mit strengen Hygienekonzepten unterlagen.
Der Deutsche Reiseverband (DRV) sieht sich aus diesem Grund auch bestätigt, dass Urlaubsreisende nach Spanien oder Frankreich im Sommer 2020 selten eine Infektion mit nach Hause brachten.
Ansteckungen im Ausland seien im Verhältnis zu denen in Deutschland ohnehin sehr gering, erklärt der DRV. „Die Studie des RKI sollte von Branche und Politik für die stufenweise Entwicklung eines Restart-Konzepts für den Tourismus genutzt werden„, fordert DRV-Präsident Norbert Fiebig.
Tests bei Rückkehrern wichtig
Für das RKI sei es plausibel, dass die reiseassoziierten Infektionen im Sommer 2020 das Entstehen dieser zweiten Welle beeinflusst haben. Wie groß das Ausmaß tatsächlich sei, könne man anhand der Daten nicht ablesen. „Ohne die breite Testmöglichkeit von Einreisenden wäre jedoch ein hoher Anteil der so erkannten Fälle verborgen geblieben, und die Eintragung in die Allgemeinbevölkerung wäre deutlich höher gewesen”, urteilt der Robert-Koch-Institut weiter.
Aus diesem Grund betont das Institut die Wichtigkeit der Corona-Tests für Reiserückkehrer insbesondere in Zeiten mit hohem Reiseverkehr.
Die Testung solle idealerweise mit einigen Tagen Abstand zum Reisedatum erfolgen, um auch Infektionen in den letzten Reisetagen zu erkennen.
Quelle: Epidemiologisches Bulletin RKI
Regio-Journal hatte bereits im Juli Recht!
Bereits im Juli kritisierten wird das Vorgehen der Bundesregierung und der damit verbundenen Stigmatisierung von Urlaubsreisenden. In unserem Kommentar „Urlaub im Ausland ist keine Schande“ vom 31. Juli 2020 sagten wir bereits: „Doch kommen wir zurück zu Baden-Württembergs grünem Landeschef Winfried Kretschmann: Dieser sagte, es sei „unangemessen“, in diesem Sommer in Urlaub zu fahren. Er stellt damit nicht nur das Vertrauen zu jedem europäischen Partner in Frage, dass diese in der Lage sind, Ausbrüche zu kontrollieren und wenn nötig auch mit harten Maßnahmen einzudämmen, sondern schiebt den Wunsch, nach dieser für alle Menschen fordernden Zeit, etwas anderes als Deutschland sehen zu wollen, in die moralisch fehlerhafte Ecke. Mehr noch: Er unterstellt den Bürgern, sie seien verantwortungslos. […] Generell der Meinung zu sein, dass Urlaub im Ausland weniger sicher als in Deutschland ist, ist ein Irrglaube. Natürlich kann man die Sorge haben, dass eine höhere Bewegungsfreiheit zu höheren Infektionen führt. Aber dies ist nicht in Stein gemeißelt.“
Wir sollten Recht behalten!
Denn am 25. August 2020 legten wir in der Kolumne „Urlaubs-Irrsinn der Bundesregierung“ nach, nachdem bereits erste Auswertungen – übrigens durch das RKI selbst, veröffentlicht wurden: „Dieser Fehlschlag kam auf Ansage! So langsam stellt sich zurecht die Frage, ob die Bundesregierung dem Corona-Wahn verfallen ist. Statt einer vernünftigen Lösung zu der berechtigten Reiserückkehrer-Thematik, spaltet man das Land und hetzt „Urlauber“ und „Zuhausebleiber“ gegeneinander auf. Im letzten, sogenannten „Covid-19-Lagebericht“ vom 25.08.2020 (Quelle) werden die „15 am häufigsten genannten Infektionsländer der übermittelten COVID-19-Fälle“ der Kalenderwochen 31 bis 34 genannt. Darin liegt mit massivem Abstand Deutschland auf Platz 1, gefolgt vom Kosovo, Kroatien, Türkei, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, und Spanien.„
Einsicht der Bundespolitik: Fehlanzeige! Man übergoss Reisende weiterhin mit unsäglichen Einschränkungen, Zwangsquarantäne von x Tagen, bevor man sich „freitesten“ lassen musste etc. Doch die wahren Probleme: Die Privatreisenden in überfüllten Fahrzeugen zur Familie lies man unberührt. Man kümmerte sich nicht darum. Stattdessen wurden die Strandurlauber weiter an den Pranger gestellt.
Ein fataler Fehler, wie sich jetzt herausstellte – aber bereits durch uns im August belegt wurde.