Die positiven Testungen auf das Covid-19-Virus steigen weiter rapide an. Konnte Deutschland über mehrere Monate als Vorzeigeland dienen, explodieren auch hierzulande die Zahlen. Ein Blick auf das Saarland, Deutschland, Italien, Spanien und die Welt.
Dass die „Coronakrise“ noch nicht vorbei ist, dürfte mittlerweile jedem bekannt sein. Schlugen zuerst Nachrichten wie die „Reisewarnungen für Teile Spaniens“ ein wie eine Bombe, lässt sich nun festhalten, dass dies erst der Anfang war.
Immer mehr Länder stufen beliebte Urlaubsgebiete als Risikogebiet ein. Gerade für den Sommertourismus ist dies ein harter Schlag.
Konnten die Reiseunternehmen erst einmal leicht aufatmen und Menschen wieder, wenn auch in reduziertem Maße an die Urlaubsziele bringen, gleicht dieses Unterfangen mittlerweile einem Spießrutenlaufen.
Und auch für Reisende bedeutet die Reisewarnung ein herber Einschnitt: Es braucht einen negativen Corona-Test oder alternativ 14 Tage Quarantäne nach dem Urlaub, was kaum ein arbeitender Bürger realisieren kann.
Durch eine Reisewarnung unterbindet man daher auch indirekt die Urlaubsbemühungen der Menschen.
Blick auf das Saarland
Auch das Saarland verzeichnet seit einigen Tagen steigende Covid-19-Zahlen, auch wenn die Werte noch verhältnismäßig stabil sind und keine lokalen Ausbrüche bekannt sind.
Dennoch: Lage die Zahl der Neuinfektionen zu Monatsende Juli / Anfang August täglich zwischen im niedrigen einstelligen Bereich, liegen die Werte täglich meist deutlich über zehn Neuinfizierten je Tag.
So wurden am 13.08. dreizehn neue Fälle registriert, am 12.08. elf, am 11.08. neun, am 10.08. zwölf und am 09.08. nur zwei neue Fälle registriert.
Laut DPA wurden am heutigen 14.08. 19 neue Infektionen festgestellt.
Blick auf Deutschland
Auch in Deutschland steigen die positiven Coronatests drastisch an. Der Leipziger Epidemiologe Markus Scholz rät von einer Rückkehr zu Großveranstaltungen ab. „Die zweite Welle zeichnet sich deutlich ab, da wir nun über mehrere Wochen einen Anstieg der aktiven Infektionszahlen feststellen“, sagte Scholz der Nachrichtenagentur dpa. „Ich sehe daher aktuell keinerlei Spielraum für weitere Lockerungen – auch und gerade nicht für Großveranstaltungen.“
Das Robert-Koch-Institut verzeichnet seit einigen Tagen vierstellige Infektionszahlen, zuletzt 1449 Neuinfizierte und 14 Todesfälle innerhalb 24 Stunden.
Der R-Wert liegt aktuell bei 0,91, der 7-Tage-R bei 1,06. Im Ruhrgebiet zeichnet sich ein neuer Hotspot ab: Bochum, Duisburg, Herne, Unna und Hagen sind auf der Karte des Robert-Koch-Instituts orangefarben markiert. Dort liegt die Neuinfektion bei über 25 je 100.000 Menschen. Es zeigt sich jedoch ein diffuses Infektionsgeschehen, nicht um ein lokales Ausbruchverhalten, wie es beispielsweise in Mammingen in Bayern derzeit zu sehen ist (100,8 Infektionen in 7 Tagen).
Die Zahlen sind für das RKI besorgniserregend: „Wir dürfen diese Entwicklung so nicht weiterlaufen lassen„, warnte RKI-Vize-Präsident Lars Schaade.
Abstand zu halten, Masken zu tragen und Hygieneregeln einzuhalten sei daher entscheidend. „Anders wird es nicht gehen.“
Man drohe sonst, „die Kontrolle zu verlieren“.
Blick auf Spanien
Spanien gehörte zu den ersten EU-Ländern, die teilweise mit einer Reisewarnung belegt wurden. Hier war zuerst die Region Lleida genannt, dann Navarra, Arragon und dann auch Katalonien „mit den Stränden der Costa Brava“.
Auch das beliebte Urlaubsziel Mallorca steht mit über 80 Infektionen je 100.000 Einwohner weit über der Schwelle, an denen das RKI üblicherweise ein Gebiet zum Risikogebiet erklärt (50). Laut einem Medienbericht wird Mallorca noch heute (14.08) zum Risikogebiet erklärt – üblicherweise folgt dann unmittelbar danach die Reisewarnung durch das Auswärtige Amt.
Diese Reisewarnung wurde zuletzt auch für das Baskenland und die Region Madrid ausgesprochen.
Am Beispiel Spanien und Katalonien erkennt man die Fehler, die während der Pandemie gemacht wurden: Man hat in ganz Spanien nach dem Lockdown das Öffnen von Diskotheken und Nachtclubs erlaubt. Feiern auf der Straße wurde ermöglicht und generell standen die Zeichen mehr auf „Party“. Dies nutzten hauptsächlich junge Menschen aus und die Katastrophe nahm ihren Lauf.
Gerade Katalonien, mit den Stränden der Costa Blanca, Costa Brava und Costa Maresme gelten als Partyziel.
Es folgte dort der Lockdown, seit drei Wochen sind die Diskotheken geschlossen – in Katalonien. Seitdem kehrte die Trendwende ein und die Zahlen sinken.
Heute zog Spanien die Notbremse und verhängte im gesamten Land den Betrieb der Nachtclubs. Auch müssen Restaurants und Bars um 01:00 Uhr schließen. Zudem wurde das Rauchen im freien verboten, so lange der Mindestabstand nicht gewährleistet ist.
Blick nach Italien
Um Italien wurde es ruhiger und das Land schien sich von der Krise zu erholen. Doch diese Ruhe trügt. Auch wenn es derzeit keine Reisewarnungen durch das Auswärtige Amt gibt, steigen die zahlen bedenklich weiter.
Und auch dort sind es häufig junge Menschen, die sich infizieren. Woran das liegt, ist aus der Ferne schwer zu beurteilen, doch auffällig ist, dass auch dort Diskotheken geöffnet sind, in denen bis zu 3000 Menschen feiern. Verrückte Corona-Bestimmungen sorgen dort für Verwunderung: Sind Konzerte mit mehr 1000 Menschen verboten, dürfen DJs und Sänger in Diskotheken live auftreten, so trat beispielsweise der französische DJ Bob Sinclair im süditalienischen Club Praja Gallipoli auf – vor bis zu 3000 Menschen!
Bisher gibt es seitens des Landes noch keine einheitliche Regelung. Doch seit heute Mittag gilt in Kalabrien die Anweisung, dass Diskotheken vorerst geschlossen bleiben müssen.
Blick in die Welt
In nahezu allen Ländern der Welt steigen die Zahlen deutlich an.
So steigen in Kroatien beispielsweise seit Tagen die positiven Testzahlen an. Gestern wurden mehr als 208 Infektionen registriert – der höchste Tageswert seit Beginn der Pandemie. In den letzten Monaten lag der Wert zwischen 30 und 100. Am heutigen Tag wurde daher von Österreich eine Reisewarnung für Kroatien ausgesprochen und gilt ab Montag. Urlauber werden aufgerufen, heimzukehren.
Deutschland hat bisher weder Reisehinweise noch eine Reisewarnung ausgesprochen, was durchaus verwunderlich ist, angesichts des deutlichen Anstiegs in den letzten Tagen. Dennoch möchte Kroatien offenbar etwas ändern: Clubs und Bars in den Hotspots müssen jetzt um Mitternacht schließen.
Auch in Griechenland sind in den letzten Tagen die Infektionszahlen schlagartig gestiegen. Aus diesem Grund hat die griechische Regierung die Corona-Maßnahmen deutlich verstärkt. In den meisten Regionen des Landes, beispielsweise in Athen und Thessaloniki sowie auf zahlreichen Inseln – müssen alle Tavernen, Bars und Discos spätestens um 24.00 Uhr schließen. Versammlungen von mehr als 50 Personen wurden im ganzen Land verboten.
Die französische Regierung hat Paris zu einem „Corona-Hochrisikogebiet“ erklärt. Auch im Departement Bouche-du-Rhone bei Marseille bestehe ein hohes Infektionsrisiko.
In den Gebieten steigt die Infektionszahl seit Wochen stetig an.
Dieser Artikel könnte mit nahezu sämtlichen Staaten auf der Welt erweitert werden. So meldete Russland am heutigen Tage mehr als 5000 Neuinfektionen.
Verwendete Quellen
- Süddeutsche Zeitung
- Auswärtiges Amt
- Robert-Koch-Institut
- DPA
- AFP
- Tagesschau