Dies geht aus einer Studie der Prognos AG im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervor. Im Gegenteil: Es drohen sogar reale Einkommensverluste. Die Studie prognostiziert die Lohnentwicklung bis ins Jahr 2025.
Darf man der Studie glauben schenken, liegen all diese Berufsgruppen auch im Jahr 2025 weit unter dem Durchschnittslohn. Vor allem Alleinerziehende und generell Frauen bleiben auf der Strecke und werden abgehängt.
Durchschnittlich steigen die Bruttoverdienste bis zum Jahr 2025 um ca. 400 Euro. Dies entspräche einer Lohndynamik von ca. 1,3 Prozent pro Jahr und entspreche „ungefähr der gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsdynamik“.
Zum Vergleich: Am stärksten nimmt der Bruttoverdienst im Kraftwagenbau und der chemischen Industrie zu – um rund 750 Euro in der gleichen Zeit.
Generell sagt die Studie Beschäftigten mit Spezialwissen, in Branchen mit Tarifbindung sowie in kapitalintensiven Sektoren die stärksten Lohnzuwächse voraus.
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen werden in fünf Jahren um rund 4400 Euro unter dem „durchschnittlichen Bruttojahresverdienst“ liegen. Im Einzelhandel sogar 10.200 Euro. Anders ausgedrückt: Es drohen reale Einkommensverluste. „Die geringe Inflation frisst die noch geringeren Lohnzuwächse auf“, so Studienleiter Torben Stühmeier. Bis 2025 wird das verfügbare reale Einkommen der unteren Einkommensgruppen um etwa zwei Prozent zurückgehen, so die Prognose der Studie.
Profiteure seien sowohl Besserverdiener als auch Paare mit und ohne Kinder. Alleinerziehende würden dagegen „noch stärker abgehängt“, so die Autoren der Studie.
Pfleger können nicht mehr Patienten betreuen
Bereits seit Jahren thematisieren Ökonomen, dass die „quantitative Produktivität“ vieler Dienstleistungen langsamer wachsen als in der Industrie. „Entsprechend geringer ist der Spielraum für Lohnerhöhungen„, so Torben Stühmeier von der Stiftung. Bis 2025 wächst die Produktivität im arbeitsintensiven Gesundheitswesen oder im Einzelhandel nur halb so stark wie in der Industrie. Ein Trend, der sich bereits seit Jahren abzeichnet.
Dass die Produktivität im Gesundheitswesen nur langsam steigt hat Gründe: Eine Krankenschwester oder ein Pfleger kann einfach nicht mehr Patienten pro Stunde betreuen. Ein Musiker kann pro Stunde nicht mehr Musiktitel singen, ohne dass die Qualität leidet.
Damit die Bezahlung in der Gesundheitsbranche steige, müsse die Produktivität gesteigert werden, schlussfolgert die Studie. Gerade die Digitalisierung von Abläufen und Dokumentationen biete reichlich Potenzial.
Werden solche Veränderungen nicht eingeleitet, nehmen gesellschaftliche Ungleichheiten zu, warnt die Studie.
Während die Bruttojahresverdienste vom Fünftel der Topverdiener in den nächsten fünf Jahren um insgesamt 7000 Euro, seien es im wenig verdienenden Fünftel nur noch 300 Euro – in fünf Jahren!
Die Inflation frisst diesen Anstieg auf. Davon besonders betroffen sind alleinerziehende Mütter, da diese häufig in Branchen mit geringen Produktivitätszuwachs arbeiten: Jede fünfte ist in der Gesundheitsbranche tätig.
Wir meinen:
Wie diese Prognose mit den vollmundigen Bekundungen, insbesondere auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), einhergehen, ist fraglich. Da wurde von Balkonen geklatscht, „Systemrelevanz“ ausgerufen und selbst im Bundestag stand man auf und klatschte. In ihrer Rede zur Lage der Nation dankte sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, „dass sie den Laden am Laufen halten“.
Mit dem Wissen über diese Entwicklung wäre es angemessen, die Notbremse zu ziehen und Veränderungen einzuleiten, damit sich die geleistete Arbeit auch endlich in der Geldbörse der Angestellten widerspiegelt.