Ökonomen warnen vor Milliardenschaden durch Gasnetz-Stilllegung

Die zu erwartende und von der Bundesregierung forcierte Stilllegung von Großteilen des Gasnetzes stößt bei Wirtschaftsexperten auf scharfe Kritik. "Hier wird der Fehler wiederholt, funktionierende Anlagen abschalten zu wollen, bevor klar ist, ob und wie neue Anlagen funktionieren", sagte der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, der "Bild".

Die zu erwartende und von der Bundesregierung forcierte Stilllegung von Großteilen des Gasnetzes stößt bei Wirtschaftsexperten auf scharfe Kritik.

„Hier wird der Fehler wiederholt, funktionierende Anlagen abschalten zu wollen, bevor klar ist, ob und wie neue Anlagen funktionieren“, sagte der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, der „Bild“. Die optimale Umstellung auf elektrische Heizungen sei ein komplexer Prozess, der regional differenziert und abhängig von den Kosten der Aufrechterhaltung der Netze erfolgen sollte, so Fuest: „Bevor man abschaltet und demontiert, muss man zeigen, dass die Alternative funktioniert.“

Auch die Wirtschaftsweise Veronika Grimm sieht eine schnelle Stilllegung der Gasnetze kritisch: „Man sollte erst aussteigen, wenn man die Voraussetzungen für Alternativen geschaffen hat“, sagte sie der Zeitung. Selbst wenn ein Kosten-Nutzen-Vergleich ergebe, dass es teurer ist, das aktuelle System aufrechtzuerhalten, „muss man die Dynamiken und mögliche Hemmnisse beim Aufbau von Alternativen berücksichtigen“. Es könne einzelne Kunden hart treffen, man brauche für sie einen belastbaren Plan: „Hohe Kosten für aktives Abreißen der Infrastruktur in Kauf zu nehmen wäre für mich sehr überraschend. Wir haben viele andere Bedarfe, wo öffentliches Geld besser angelegt wäre.“

Der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Achim Wambach, sagte der „Bild“: „Es ist richtig, den Verbrauchern rechtzeitig zu sagen, was passieren wird. Aber es fehlt beim Gasnetz ein Plan B. Niemand weiß, ob die Transformation auch wirklich klappt.“ Bevor nicht klar sei, wie die Versorgung mit Wasserstoff, Biomasse und anderem in Zukunft sein werde, „sollte das Gasnetz nicht zurückgebaut werden“, warnte Wambach. Der ZEW-Präsident forderte zugleich „ein gutes und vorausschauendes Risikomanagement“ für die Energiewende: „Das muss bei regionalen Gasnetzen bei den Stadtwerken liegen.“ Ziel müsse sein, rechtzeitig Alternativen parat zu haben, wenn sich der Ausstieg aus Gas nicht in der geplanten Zeit umsetzen lässt.




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