Barbara Klein-Braun möchte Bürgermeisterin der Stadt Sulzbach werden. Sie tritt als Kandidatin der Grünen in Sulzbach an. In unserem Interview stellten wir zahlreichen Fragen zu ihrer Kandidatur, der Stadt und ihrer Politik. Außerdem stellt sich Frau Klein-Braun in einem Video vor.
Wer ist Wer ist Barbara Klein-Braun in 3 Sätzen?
Mein Name ist Barbara Klein-Braun, ich bin Gymnasiallehrerin, unterrichte am Deutsch-französischen Gymnasium die Fächer Deutsch und Sozialkunde, bin Landesfachberaterin am Bildungsministerium für das Fach Sozialkunde und führe den Titel Studiendirektorin. In Sulzbach wohne ich seit über 30 Jahren, bin verheiratet, habe vier mittlerweile erwachsene Kinder und inzwischen 6 Enkelkinder.
Weshalb möchten Sie Bürgermeister/in werden?
Immer noch gibt es in der Politik zu wenige Frauen, die bereit sind, sich um verantwortungsvolle Aufgaben zu bewerben. Daher möchte ich mit meiner Kandidatur gerade auch Frauen die Gelegenheit geben, diesem Trend entgegenzuwirken.
Die neugestaltete Sulzbachtalstraße enthält meiner Meinung nach einen erheblichen Fehler: es fehlt ein Radweg. Dieser Mangel zeigt mir, dass die derzeitig regierende Sulzbacher Verwaltungsstruktur noch immer in der Vergangenheit festhängt, statt in die Zukunft zu weisen
Wie kamen Sie in die Politik?
Der ausschlaggebende Punkt und letztlich Entscheidungsgeber für meine Kandidatur ist die Tatsache, dass sich in Sulzbach ein neuer Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen gegründet hat, der eine Stadtratsliste aufgestellt und mich zur Bürgermeisterkandidatin gewählt hat.
Im Video: Frau Klein-Braun stellt sich vor
Was gefällt Ihnen an Sulzbach?
Sulzbach ist umgeben von herrlichen Wäldern, in denen man wandern, picknicken, Fahrrad fahren und sich entspannen kann. Außerdem bietet die Stadt auf relativ geringer Fläche viel Bildungsmöglichleiten und eine gute medizinische Versorgung.
Was sind ihre dringlichsten Punkte, die Sie in den ersten 12 Monaten Ihrer Amtszeit umsetzen möchten, sofern Sie von den Einwohnern gewählt werden?
Den Ausbau eines sicheren Radwegenetzes und des ÖPNV in alle Richtungen (insbesondere Universität) würde ich als einen der ersten Schritte angehen, vor allem einen in Richtung Industriegebiet. Dieser ließe sich recht einfach einrichten und könnte den Berufsverkehr zum und vom Industriegebiet aus erheblich entlasten.
Welche konkreten Ziele möchten Sie in ihrer möglichen Amtsperiode erreichen? Wofür wollen Sie stehen?
Ich möchte Sulzbach zu einer der Nachhaltigkeit verpflichteten Stadt zu entwickeln durch eine Umweltpolitik, die sich am Klima- und Naturschutz orientiert, den Erhalt und die Pflege von Grünflächen und die weitere Renaturierung des Sulzbach, eine Verkehrspolitik, die eine deutliche Reduzierung des Autoverkehrs zum Ziel hat, z.B. durch den Bau eines Bahnhof nahen Parkplatzes mit Elektroladestationen für PKW und Ausleih- oder Abstellmöglichkeiten für E-bikes/ Fahrräder, eine Energiepolitik, deren Schwerpunkt auf dem Ausbau erneuerbarer Energien (z.B. Fotovoltaik auf öffentlichen und privaten Gebäuden) liegt, eine Bildungspolitik, die sich an Bildungsgerechtigkeit orientiert, daher setze ich mich ein für eine gebundene Ganztagsschule, eine gute und verlässliche Nachmittagsbetreuung, eine Investition in eine gute und moderne (digitaltaugliche) Ausstattung der Schulen und in qualitativ gute und quantitativ ausreichende Kitaplätze, eine Wirtschaftspolitik, die die Sicherung guter und sicherer Arbeitsplätze zum Ziel hat. Ich möchte die Chancen, die die CIPSA-Ansiedlung dem Sulzbachtal bietet, aktiv nutzen, um Sulzbach eine wirtschaftliche Weiterentwicklung zu gewährleisten und Abwanderung vor allem junger Menschen zu stoppen.
Was würde sich am Ende ihrer Amtszeit in Sulzbach geändert haben?
In Sulzbach gibt es mehrere Start-up Unternehmen, eine digitalisierte Verwaltung, da, wo möglich, Photovoltaik auf den Dächern, verkehrsberuhigte Zonen, viele Fußgänger auf den Straßen und auf den Ruhebänken und Läden mit regionalen und fair gehandelten Produkten, die ein gutes Angebot für die vielen jungen Familien vorhalten.
Wo sehen Sie Sulzbach im Jahr 2025 mit Ihnen als Bürgermeister/in?
(Siehe oben)
Regio-Journal: Aktuell sieht die Finanzplanung der Stadtverwaltung bis 2022 eine jährliche Neuverschuldung von bis zu 3,2 Millionen Euro pro Jahr (2019) vor, während Gemeinden wie z.B. Quierschied und Friedrichsthal möglichst nah zur „schwarzen Null“ hinarbeiten.
Befindet sich Sulzbach auf einem Weg in eine finanzielle Krise?
Schulden und Defizite bedeuten erst dann eine finanzielle Krise, wenn sie nicht als Investitionen in die Zukunft gelten. Manches, was erst mal Geld kostet, zahlt sich erst später aus.
(Siehe oben)
Was ist Ihr konkreter Vorschlag, Sulzbachs Defizit abzubauen?
Ich würde zunächst Maßnahmen zur Energieeinsparung nutzen, z.B. Photovoltaik auf alle Dächer öffentlicher Gebäude. Das kostet zunächst zwar auch was, amortisiert aber recht schnell. Im Bereich erneuerbarer Energien und in der Digitalisierung liegen ebenfalls Einsparmöglichkeiten.
Wo muss ihrer Meinung nach in Sulzbach investiert werden?
Es muss verstärkt in nachhaltige Projekte investiert werden, dafür soll die Stelle eines/r Nachhaltigkeitsbeauftragten ausgeschrieben werden, z.B. bei den Stadtwerken, der/die die Aufgabe hat, diese Projekte zu planen und umzusetzen
Wie sehen Sie Das Angebot an Schulen und Kitas in Sulzbach? Sind diese in Bezug auf Technik, Gebäudesubstanz und Angebot für die Zukunft gerüstet?
Auch in diesem Bereich muss man – unter Berücksichtigung des demographischen Wandels – den Bedarf feststellen. Zur Zeit fehlen vor allem Krippenplätze. Die Überprüfung der baulichen Qualität und der Ausstattung von Kitas und Schulen muss regelmäßig überprüft und ggf. nachgebessert werden.
Wie sehen sie die Entwicklung der Stadt im Bezug auf Lebensqualität?
Wie schon beschrieben bietet die Stadt einiges, aber es fehlen gastronomische Einrichtungen, das Angebot von regional und fair gehandelten Produkten, eine gut ausgebaute Buchhandlung und vor allem Sporteinrichtungen für alle Altersgruppen.
Ist-Situation: Sehen Sie Sulzbachs Infrastruktur gerüstet für den hohen Bevölkerungsanteil von Senioren? Wenn nein, was würden Sie verändern wollen?
Inzwischen gibt es in Sulzbach einen Stadtbus, der zwar noch ausbaufähig, aber für viele Senioren ein Segen ist. Zusätzlich müssen verkehrsberuhigte Zonen eingerichtet werden, in denen die Bürgersteige abgesenkt sind, damit für Menschen mit Gehhilfen kein unüberwindbares Hindernis darstellen. Auch ältere Menschen wollen und sollen in Bewegung bleiben.
Wie wollen Sie den Einzelhandel vor Ort in ihrer möglichen Amtszeit unterstützen, um gegen Onlinegiganten auch zukünftig bestehen zu können?
Um den Einzelhandel zu stützen, muss erst mal eine Nachfrage geschaffen werden. Ich möchte daher Menschen nach Sulzbach locken, z.B. durch einen P&R Parkplatz am Bahnhof. Berufspendler, die nicht im Stau stehen wollen, können von ihrem gemieteten Parkplatz in Sulzbach aus bequem mit dem Zug nach Saarbrücken fahren. Manch eine/r wird auf dem Nachhauseweg was einkaufen wollen, insofern halte ich eine kleine Fußgängerzone in der Bahnhofstraße für sinnvoll.
Wie möchten Sie Leerstände in Gewerbeimmobilien in Sulzbach bekämpfen?
Da setze ich auf die Ausgründungen, die sich der Ansiedlung des neuen CIPSA- Zentrums ergeben; dessen Leiter Herr Backes hat den umliegenden Kommunen sehr viel Hoffnung gemacht.
Wie wollen Sie während einer möglichen Amtszeit den Kontakt zu den Bürgern pflegen?
Der Kontakt mit den Bürgern ist mir eine der wichtigsten Aufgaben einer Bürgermeisterin/ eines Bürgermeisters. Ich möchte die Menschen von Sulzbach kennenlernen, indem ich z.B. Hausbesuche mache, den Kontakt zu Mitbestimmungsgremien in Schulen und Kitas, zu den kirchlichen Einrichtungen und zu den Vereinen halte und regelmäßige Sprechstunden anbiete.
Wo sehen Sie aktuell die Stadt Sulzbach im Vergleich mit umliegenden Städten und Gemeinden?
Sulzbach ist zwar auch vom demographischen Wandel betroffen, hat aber im Vergleich mit Friedrichsthal und Quierschied durchaus etwas bessere Prognosen. Ich denke, man sollte in diesen Kommunen die Zusammenarbeit stärken, statt sich zu vergleichen. Die Herausforderungen der Zukunft: Demographischer Wandel, Klimaschutz und Finanzen treffen alle gleichermaßen und sollten mit einem Mehr an Gemeinsamkeit gelöst werden.
Frau Klein-Braun, vielen Dank für das Gespräch!