Mesut Özil trägt nie wieder das Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Er erklärte heute in drei Akten seinen Rücktritt und rechnet mit jedem ab: Er verteidigt sein Foto mit Türkei-Präsident Erdogan, kritisiert Medien & Sponsoren und tritt letztlich aus der Nationalmannschaft zurück.
Heute Mittag brach Mesut Özil sein Schweigen: In einem mehrteiligen Schreiben, dass er auf Twitter veröffentlichte, äußert er sich zu verschiedenen Themen.
So schreibt er unter anderem, „das Bild hatte keine politischen Absichten“ – auch wenn ihn nun „einige Leute der Lüge oder Täuschung“ bezichtigen würden.
Das Bild mit Präsident Erdogan hätte für ihn „nichts mit Politik oder Wahlen zu tun gehabt“, sondern er wollte „Respekt gegenüber dem höchsten Amt im Land seiner Familie“ ausdrücken.
In seiner Erklärung führte Özil aus, dass sich die Wege zwischen Erdogan und ihn seit 2010 immer wieder kreuzen würden.
Hätte er sich nicht mit Erdogan getroffen, hätte es bedeutet, dass er die Wurzeln seiner Vorfahren nicht respektieren würde, so Özil weiter.
Sein Fazit: „Ich hatte das Bild auf jeden Fall wieder gemacht“.
The past couple of weeks have given me time to reflect, and time to think over the events of the last few months. Consequently, I want to share my thoughts and feelings about what has happened. pic.twitter.com/WpWrlHxx74
— Mesut Özil (@MesutOzil1088) 22. Juli 2018
Die Abrechnung mit den Sponsoren
Doch nicht nur die Kritiker des Bildes wurden erwähnt, auch die Medien und Sponsoren wurden von ihm aufs Korn genommen. So griff er die Medien scharf an, warf „bestimmten deutschen Zeitungen“ vor, das Foto für „rechte Propaganda“ zu nutzen, um die eigenen „politischen Interessen“ voranzutreiben. Gleichzeitig warf er den Medien Doppelmoral vor.
Einem DFB Sponsor warf Özil indes vor, er habe ihn nach den Bildern aus einer Werbekampagne entfernt, da „es für Sie nicht länger gut war, mit mir gesehen zu werden.“ Den Namen des Sponsors nannte er nicht. Gemeint ist jedoch Mercedes-Benz. Gleichzeitig verwies er darauf, dass sich das Unternehmen nicht hätte für den Diesel-Rückruf aufgrund von Softwareabschaltungen habe entschuldigen müssen, der DFB dies jedoch von ihm verlangt habe.
Auch zeigte sich Özil über die Tatsache enttäuscht, dass manche Sponsoren in „schlechten Zeiten“ nicht zu ihm geständen hätten und teilweise sogar die Zusammenarbeit beendet hätten.
Özil greift in der Stellungnahme noch weitere Punkte auf, die „ganz ehrlich, wirklich weh taten“.
II / III pic.twitter.com/Jwqv76jkmd
— Mesut Özil (@MesutOzil1088) 22. Juli 2018
Die Abrechnung mit dem DFB & Grindel
Abschließend folgte noch der Rücktritt aus der Nationalelf. Er zieht damit die Konsequenzen aus der öffentlichen Kritik an dem Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan.
In seiner Erklärung schreibt Özil wörtlich:
„Mit schwerem Herzen und nach langer Überlegung werde ich wegen der jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, so lange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre“
Besonders hart greift Mesut Özil DFB-Präsident Reinhard Grindel an:
„Ich spreche jetzt nicht für Grindel, sondern weil ich es möchte. Ich werde nicht länger als Sündenbock für die Inkompetenz und Unfähigkeit hinhalten, seinen Job zu machen.“
Er führt weiter aus:
„Seit dem Ende der Weltmeisterschaft kam Grindel immer mehr unter Druck. Zuletzt hat er in der Öffentlichkeit gesagt, dass ich noch einmal meine Handlungen erklären soll und schiebt mir die Schuld für die schlechten Ergebnisse in Russland zu.“
Um abschließend in der Aussage zu gipfeln:
„In den Augen von Grindel und seinen Unterstützern bin ich deutsch, wenn wir gewinnen, aber ich bin Immigrant, wenn wir verlieren.“
III / III pic.twitter.com/c8aTzYOhWU
— Mesut Özil (@MesutOzil1088) 22. Juli 2018
Mesut Özil spielte seit 2010 für die deutsche Fußball- Nationalmannschaft, machte in mehr als 90 Länderspielen insgesamt 23 Tore.
Vernichtende Kritik von Uli Hoeneß
Auch Uli Hoeneß äußerte sich in seiner von früheren Zeiten bekannten, wortgewaltigen Manier, hier der Originalton von Sport1: