Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw startete kontrolliert in die Begegnung, echte Torgefahr ließ aber beiderseits auf sich warten. Die erste echte Gelegenheit hatte Pogba in der 16. Minute, als er nach Ecke frei aus fünf Metern köpfen durfte und etwas zu hoch zielte.
In der 17. Minute zog Mbappé von links ab, Neuer boxte das Leder aber aus dem rechten Eck. In der 20. Minute war es dann aber passiert: nach Pogbas Diagonalball brachte Hernandez die Kugel in die Mitte und Hummels wuchtete das Rund unglücklich in die eigenen Maschen. In der 22. Minute kam Müller zur ersten guten deutschen Chance, als er nach Gosens-Flanke rechts daneben köpfte und die schnelle Antwort damit verpasste. In der 38. Minute brachte Gnabry den Ball artistisch zu Gündogan, der Mittelfeldmann rutschte beim Versuch aus elf Metern zentraler Position aber ab.
Insgesamt fehlte nach 45 Minuten aber die nötige Präzision, der Respekt vor der Konterstärke der Gäste war Jogis Jungs deutlich anzumerken. Nach dem Seitenwechsel hatte der amtierende Weltmeister die erste große Chance, als Mbappé im richtigen Moment für Rabiot durchsteckte und dieser links vor der Tor an den linken Pfosten feuerte. In der 54. Minute hatte Gnabry die gute Gelegenheit auf der anderen Seite, doch nach Gosens-Flanke landete sein Dropkick nur auf dem Tordach. Die Deutschen erspielten sich ein Übergewicht und setzten sich allmählich am französischen Sechzehner fest.
Dennoch schienen in der 66. Minute die Franzosen das Zweite nachzulegen, Mbappés feinem Schlenzer in rechte Eck wurde wegen Abseits aber nachträglich die Gültigkeit aberkannt. Anschließend flachte das Geschehen wieder ab, die Durchschlagskraft ließ wieder zu wünschen übrig. Löw brachte in der 74. Minute Sané und Werner für Havertz und Gnabry, was aber nicht mehr Power in die DFB-Offensive brachte. Die Elf von Didier Deschamps agierte sehr defensiv, fiel durch einige Nickligkeiten auf und verließ sich auf lange Bälle auf Mbappé.
Ein solcher wäre in der 78. Minute für Hummels fast ins Auge gegangen, doch der BVB-Spieler traf gerade noch den Ball, sonst wäre der PSG-Stürmer durch gewesen. In der 85. Minute schien Benzema nach Mbappé-Querpass die Entscheidung zu bringen, erneut brachte eine Abseitsposition im Vorfeld aber die Revidierung durch den VAR. Letztlich konnten aber auch Can und Volland nach Einwechslung keine Gefahr mehr kreieren. Frankreich ordnet sich in Gruppe F hinter Portugal auf Platz zwei ein, Deutschland ist wegen der zu Ungarn besseren Tordifferenz zunächst Dritter.
Problembereiche Zweikämpfe und Offensive
Der deutschen Elf kann man nicht mangelnden Willen vorwerfen. Es fehlte im Spiel die Durchschlagskraft und Präzision. Gerade in der ersten Halbzeit waren die Franzosen in den Zweikämpfen deutlich besser, gewannen 64 Prozent der Duelle.
In der zweiten Halbzeit hielt Deutschland stark dagegen, die gefährliche Mannschaft blieb jedoch Frankreich. Dies lag hauptsächlich an „Raketenmann“ Kilian Mbappé, der mit überragendem Tempo lücken in die deutsche Verteidigung riss sowie Paul Pogba, der eine Weltklasseleistung zeigte.
Erste EM-Auftakt-Pleite
Mit der Niederlage kassiert Deutschland erstmals eine Auftaktniederlage bei einer Europameisterschaft. Frankreich ist durch den Sieg seit sechs Spiele gegen Deutschland ungeschlagen. Am 2. Spieltag (Samstag) trifft der Weltmeister auf Ungarn. Das Spiel findet um 15 Uhr in Budapest statt.
Um 18 Uhr trifft die deutsche Mannschaft auf Europameister Portugal. Sollte Deutschland dort nicht für einen Sieg sorgen, könnte es mit dem weiterkommen in der EM schon knapp werden. Portugal hat seine Auftaktpartie – ebenso wie Frankreich gewonnen (3:0 gegen Ungarn), doch bei weitem nicht so überzeugend. Erst in den Schlussminuten erzielte Guerrero den Führungstreffer (84.). Auch diese Partie findet in München statt.