Marco Antwerpen schaltete bereits auf der Pressekonferenz vor dem Spiel auf Angriff: „Wir haben gehört, dass ganz viele Fans von uns mitkommen, da freuen wir uns sehr drauf“, so der Trainer des 1. FC Kaiserslautern. „Wir wollen definitiv was mitnehmen“ fügte er an. Mutige Worte, wenn man auf die letzte Niederlage beim Tabellenletzten aus Würzburg (2:0) blickt.
Doch auch Saarbrücken zeigte in Mannheim das vermutlich schlechteste Spiel der Saison. Jetzt soll es also anders werden. Dass das Spiel gegen Mannheim den Blau-Schwarzen in den Trikots hing, machte Saarbrückens Trainer Uwe Koschinat deutlich: „Wir haben schon ein wenig gebraucht, um das Mannheim-Spiel aufzuarbeiten. Ich sehe aber keine Veranlassung, dieses Derby in gebückter Haltung anzugehen“, so der Trainer.
Der FCS habe zu Recht zwei Punkte mehr als der FCK. „Aber wir wissen auch, dass sich der FCK sehr stabilisiert hat. Wir werden mit einem heißen Herzen und einem klaren Plan ins Spiel gehen“. Ähnlich sieht es FCK-Trainer Antwerpen: „Wir machen in Derbys immer richtig gute Spiele“. Außerdem müsse man „mit einem kühlen Kopf in die Partie gehen“.
Dass alle Fans „kühlen Kopf“ bewahren, ist nicht garantiert. Der Ludwigspark ist mit 15.544 Zuschauern erstmals ausverkauft und man kann davon ausgehen, dass die Fans der Hausherren eine fantastische Atmosphäre und einen heißen Empfang garantieren werden. 2000 Tickets sind für Gästefans reserviert, Gerüchten zu Folge könnten bis zu 3000 Tickets an FCK-Anhänger gegangen sein.
Dass dieses Derby eine Brisanz mitbringt, ist dem Verein offenbar bewusst, denn man bemüht sich um geordnete Anreisemöglichkeiten und sendet über Trainer Koschinat eine Ansage in Richtung Fans: „Es ist ein Fußball-Spiel mit viel Rivalität. Aber kein Krieg. Das sollten sich alle Fans bewusst machen“, so der Fußballlehrer auf der Pressekonferenz.
Sportliche Situation: FCK rehabilitiert
Durch die Niederlage im Derby gegen Waldhof Mannheim braucht der 1. FC Saarbrücken drei Punkte, um den Anschluss an die oberen Tabellenplätze nicht zu verlieren. Die Gäste aus der Pfalz hatten, anders als die Blau-Schwarzen einen schlechten Saisonstart, kamen zuletzt -bis zur Niederlage gegen Würzburg, besser in Tritt. Mit 19 Punkten liegen die „Roten Teufel“ zwei Zähler hinter dem 1. FCS. „Vom Kader her ist es eine top besetzte Mannschaft. Aber sie hatten während der gesamten Saison mit Schwankungen zu kämpfen. Sie haben aber eine gute defensive Stabilität gefunden. Darüber hinaus zählen Akteure wie Mike Wunderlich oder Felix Götze sicherlich zum dem Besten, was diese Liga zu bieten hat“, analysierte Koschinat den Gegner.
FCS-Angreifer Sebastian Jacob, der nach seiner Jugendzeit bei den Blau- Schwarzen auch fünf Jahre bei den Rot-Weißen unter Vertrag stand, forderte vor der Partie den Blick auf das Wesentliche zu richten. „Wir wissen, dass dieses Spiel für Fans etwas Besonderes ist. Aber in einer solchen Partie, darf man weder überziehen noch verkrampfen. Wir haben bewiesen, dass wir gegen jede Mannschaft der Liga bestehen können. Unser Ziel sind immer drei Punkte, egal gegen wen.“
Verzichten muss der FCS auf Luca Kerber, der nach seiner fünften gelben Karte gesperrt ist sowie die beiden langzeitverletzten Boné Uaferro und Steven Zellner.
Bei Kaiserslautern steht Angreifer Daniel Hanslik nach Sperre wieder zur Verfügung. Felix Götze trainiert nach überstandener Gehirnerschütterung mit Helm und könnte in der Startelf auftauchen. Auch Kevin Kraus meldete sich fit. Nicht zur Verfügung steht Marvin Senger, Bekhat, Ciftci, Gözütok, Röser und Simon Stehle.
Polizei mit großer Kampagne
Seit fast zwei Wochen reibt sich die saarländische Landespolizei mit den Verantwortlichen des 1. FC Saarbrücken. Grund ist die Durchführung der Partie gegen den 1. FC Kaiserslautern parallel zur Badminton-Veranstaltung in der Saarlandhalle.
Bereits am 28. Oktober wurde seitens der Polizei eine starke Kritik am Verein geäußert. Man zeigte sich „völlig überrascht“, dass die Partie nicht verschoben wurde.
Gleichzeitig kündigte das Polizeipräsidium an, dass die Sicherheit gewährleistet werden kann, jedoch durch „umfassende polizeiliche Maßnahmen“ erhebliche Verkehrsbeeinträchtigungen entstehen werden.
Wie diese umfassenden Maßnahmen aussehen werden, konnte man bereits einen Tag vor dem Spiel erkennen. In gleich drei (!) Pressemeldungen berichtet die Polizei über Maßnahmen gegen das Vereinsumfeld.
Während die Landespolizei am Mittag erst einmal die „starke Polizeipräsenz“ (800 Beamte), Straßensperrungen und Drohneneinsatz ankündigte, versuchte sie sich gleichzeitig darin, Druck aus der Situation zu nehmen: „Die Polizei Saarland freut sich auf zwei sportliche Top-Events und wünscht allen Sportbegeisterten einen schönen und spannenden Tag in Saarbrücken“ so die abschließenden Zeilen in der Presseerklärung.
Im Anschluss folgten zwei weitere Meldungen der Polizei, in denen einmal eine rund 100 Personen starke Ansammlung an Saarbrücker Fußballfans im Bereich des St. Johanner Marktes gemeldet wurden. Diese wurden nach Polizeiangaben kontrolliert: „Die Personen, unter denen sich auch Saarbrücker Problemfans befanden, hielten sich im Vorfeld in einer angemieteten Eventlocation der FCS-Fans im Bereich Paul-Marien-Straße / Mainzer Straße auf. Von dort zogen diese teilweise vermummt in Richtung St. Johanner Markt. Um mögliche Ausschreitungen bereits im Vorfeld zu verhindern, wurde die Gruppe von Einsatzkräften angehalten und kontrolliert. Den Personen wurden Platzverweise erteilt, sie wurden in Kleingruppen von der Örtlichkeit entlassen“, so die Landespolizei in einer Presseerklärung.
Nur 50 Minuten späte folgte eine weitere Erklärung: „Im Vorfeld zum morgigen Fußballderby 1.FC Saarbrücken gegen 1. FC Kaiserslautern (s. Medien-Info 180/2021) kam es in den heutigen Abendstunden zu Störungen im Innenstadtbereich von Saarbrücken. Schnelles Einschreiten der Einsatzkräfte verhinderte weitere Störaktionen in der Saarbrücker Innenstadt. Das frühzeitige Eingreifen der Polizei im Rahmen einer spontanen Ansammlung von teilweise vermummten FCS-Fans konnte mögliche Störaktionen bereits im Keim ersticken. Durch starke Präsenz im Einsatzraum kam es im Nachgang zu keinen weiteren Störungen. Die Einsatzkräfte bleiben weiterhin die ganze Nacht in Saarbrücken im Dienst. Die Polizei weist darauf hin, dass auf Störungen jeglicher Art entsprechend reagiert wird. So zeigt die Polizei im Vorfeld sowie im Nachgang der morgigen Fußballbegegnung weiterhin starke Präsenz.“
Die Interpretation dieser Meldungen sei jedem Leser überlassen. Zuvor hatte jedoch bereits der saarländische Innenminister für Verwunderung gesorgt. „Wir rechnen mit zwei Sonderzügen von Chaoten“, so Minister Bouillon über die Entlastungszüge aus Kaiserslautern. Die Polizei werde „ihr Bestes tun“, zur Unterstützung habe man fünf Hundertschaften aus anderen Bundesländern angefordert. „Die Kosten dafür werden sich auf zwischen 325 000 und 400 000 Euro belaufen“, sagte der Minister, der offenbar immer noch darüber verärgert ist, dass die FCS-Partie nicht verschoben wurde. Dies sei jedoch nach Antrag des 1. FC Saarbrücken seitens des DFB abgelehnt worden, erklärte Peter Müller auf der Pressekonferenz vor der Partie.
Bildquellen
- FCS-News: Regio-Journal