Derzeit klopfen sich die Minister gegenseitig auf die Schultern und loben sich in den Himmel – beispielsweise Verbraucherschutzminister Jost (SPD) am 23.04: „Unser Krisenmanagement funktioniert. Die Landesregierung lässt die Menschen nicht alleine. […] Wir sind um Lösungen und nicht um Ausreden bemüht.“ Er bezieht sich auf die Beschaffung der fünf Millionen Mund-Nasen-Masken, die unter dem Schlagwort „kostenlos“ an die Bürgerinnen und Bürger verteilt wurde. Auch den Fakt, dass hier mehrere Millionen Euro Steuergeld, (angeblich, nach Berichten des SR) über eine Baraterfirma von Rudolph Scharping (SPD) nach China transferiert wurden, während nachweislich Deutsche Unternehmen auf ihren Masken, die in Deutschland produziert wurden, sitzen bleiben – gleichzeitig aber hunderttausende Mund-Nasen-Masken, die nun von der Landesregierung aus China beschafft wurden, ins Ausland exportiert werden, lassen wir an dieser Stelle weiter unkommentiert.
Damit nicht genug. Es folgte heute (27.04) ein Nachschlag, ebenfalls Minister Jost, der von „Stadt und Land – Hand in Hand“ und „Handeln statt Schwätzen – so kann Krisenmanagement funktionieren“ sprach.
Dass bei der Entscheidung, die Masken ins Saarland zu holen und über die Städte und Gemeinden verteilen zu lassen, ein kleines Detail vergessen wurde, scheint da nicht zu zählen: Man hat die, die die Verteilung organisieren sollen, schlicht und einfach vergessen, mit in den Plan einzubeziehen. Noch besser: Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister erfuhren aus der Presse – unter anderem aus unserer Berichterstattung über die bevorstehende Arbeit.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Reinhold Jost noch „Aber wir haben unser Versprechen gehalten“ und „Ich möchte mich bei meinem Freund Klaus Bouillon aber auch bei den Verantwortlichen beim Städte- und Gemeindetag und in den Kommunen für die tolle Zusammenarbeit bedanken“ nachschieben konnte.
Dies möchten wir so nicht stehen lassen.
Denn während sich die Amtsvertreter der Landespolitik auf die Schultern klopften, mussten andere hart arbeiten. Nämlich all die, die von der Entscheidung der Landespolitiker überrascht wurden: Die Bürgermeister der Städte und Gemeinden, die sich jetzt artig „dankbar gegenüber dem Land“ zeigen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Städte und Gemeinden, der Ehrenamtlichen Helfer, Ortsvorsteher, THW, Feuerwehr, aber auch der Mitarbeiter der städtischen Baubetriebshöfe und – nicht zuletzt, die zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfer, die sich in der Kürze der Zeit angeboten haben, die gut gemeinte, aber miserabel kommunizierte Verteilung von 5 Millionen Atemschutzmasken, zu übernehmen.
Stellen Sie sich das Ganze am Beispiel Friedrichsthal vor: Da wurden 55.000 Masken angeliefert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten also – gerundet – 11.000 Tüten packen, jeweils fünf Masken und zwei Begleitzettel, an die Ausgabestellen liefern und an die Bürgerinnen und Bürger aushändigen. Wie so etwas aussieht, sehen Sie an den unten anhängenden Bildern.
Andere mussten deutlich mehr Masken „logistisch herumschieben“ – St. Ingbert rund 180.000 Masken, die Stadt Neunkirchen weit über 200.000 Masken, in Saarbrücken gar 900.000 Masken und in Gemeinde Quierschied 65.000 Masken, um nur wenige Beispiele zu nennen. Übrigens: An der Ausgabeaktion in Saarbrücken waren 450 Helferinnen und Helfer beteiligt – nur um einmal die Manpower aufzuzeigen, die notwendig war, um die Ausgabe geordnet (in Saarbrücken in rund 80 Ausgabestellen) durchzuziehen.
Alle Mitarbeiter arbeiteten unter Hochdruck, natürlich am Wochenende, da die Masken erst am Samstagnachmittag – manche sogar erst am Sonntagmittag angeliefert wurden.
Was diese Menschen „vor Ort“ leisten mussten, ist aller Ehren wert und gehört in der Öffentlichkeit hervorgehoben. Wenn ein Verbraucherschutzminister von „Unser Krisenmanagement funktioniert“ spricht oder seinem „Freund Klaus Bouillon“ dankt, aber nur noch einen Nebensatz für die Menschen übrig hat, die letzten Endes das „Krisenmanagement“ zum Funktionieren brachten, läuft in unserer Politik etwas falsch.
Werte Leserin, werter Leser, verstehen Sie mich nicht falsch: Bundesweit gibt es nach meinem Wissen kein anderes Bundesland, dass einen solchen logistischen Aufwand für 2,50 Euro pro Einwohner (jede Maske kostete ca. 50 Cent, laut einem SZ-Bericht zwischen 60 und 80 Cent) betrieb wie das Saarland. Einzig ein Landkreis in Thüringen stellt rund 1,3 Millionen Masken und Berlin rund 150.000 Masken (für Bedürftige) zur Verfügung. Es ist lobenswert, dass die Landesregierung im Saarland einen solchen Schritt gewagt und in kürzester Zeit ermöglicht hat.
Doch anstatt sich selbst zu beweihräuchern und ihre „Leistung“ in den Himmel zu heben – übrigens wurde auch einer Spedition für „die einwandfreie, hoch engagierte Logistikleistung“ gedankt – wurden die von uns eingangs genannten „Ehrenamtlichen“ und unbezahlten (im Gegensatz zur Spedition?) komplett vergessen.
Dass der Landesregierung diese Menschen nur ein beiläufiger Nebensatz wert war, finde ich armselig. Glücklicherweise dankten die lokalen Bürgermeister ihren Helferinnen und Helfern aufrichtig.
Und genau jenem Dank möchten wir uns mit diesem Artikel anschließen und allen ehrenamtlichen Helfern, die bei der Organisation, der Umsetzung, der Verteilung und der Logistik vor Ort geholfen haben, danken.
Denn dass das „Krisenmanagement des Landes“ am Ende funktionierte, ist Euer Verdienst.
Hier einige Bilder der Helfer vor Ort, am Beispiel Friedrichsthal – doch liebe Helferinnen und Helfer, fühlt euch alle angesprochen!
Bildquellen
- Bexbach: Gerhard Lupp
- Ausgabestation Friedrichsthal: THW Friedrichsthal
- Masken Quierschied: Gemeinde / Zenner
- Masken Illingen: Gemeinde Illingen
- Verpackung Völklingen: Stadt Völklingen
- Verpackung IGB: Stadt IGB
- Ausgabestelle Bildstock: Regio-Journal
- Ausgabestelle Bildstock: Regio-Journal
- Ausgabestelle Bildstock: Regio-Journal
- Ausgabestelle Friedrichsthal: Regio-Journal
- Ausgabestelle Bildstock: Regio-Journal