Seit dieser Woche ist klar: Das Saarland steuert auf unruhige Zeiten zu. Tausende Stellen stehen vor ihrem Abbau. Seit Monaten warnt z.B. die Industrie- und Handelskammer vor negativen Entwicklungen. Ein Überblick.
Den Startschuss in eine negative Woche legten die Gusswerke Saarbrücken. Durch die Insolvenz stehen erst einmal 1000 Arbeitsplätze auf der Kippe, zweihundert Mitarbeiter mussten bereits gehen. Derzeit steht die Produktion still, da kein Material mehr vorhanden ist. Immerhin: Ab Sonntag soll die Produktion wieder anlaufen, berichtet der SR.
Bei Ford in Saarlouis wurden bereits 1600 gestrichen. Derzeit strukturiert der Autobauer seine kompletten Europawerke um. Wie es mit den ca. 4500 Beschäftigten nach 2024 weitergeht, ist unklar.
Bei Bosch in Homburg wurden ebenfalls bereits 400 Mitarbeiter abgebaut und weitere sollen folgen. Am Standort Homburg werden Teile für Dieselfahrzeuge produziert.
Bei der Saar-Stahl-Holding (SHS, u.a. Dillinger & Saarstahl) werden 1500 Arbeitsplätze in den nächsten drei Jahren abgebaut, weitere 1000 sollen ausgelagert werden.
Bei ZF wackelt ab 2023 angeblich jeder vierte Arbeitsplatz! Laut IG Metall droht 2225 Jobs in Saarbrücken das Aus! ZF unterrichtete seine Mitarbeiter über die bevorstehenden Job Abbau im Werk Saarbrücken. Bis 2022 gilt die Beschäftigungsgarantie in Neunkirchen-Wellesweiler und Saarbrücken. Unverblümt schenkte man den Mitarbeitern reinen Wein ein: Produziert werden soll in Werken in den USA, Ungarn und China, da es dort billiger ist. Pervers: Durch „Entwicklungshilfe“ der Saarbrücker Mitarbeiter liefern diese Werke endlich die benötigte Qualität.
Wie es mit Eberspächer in Neunkirchen aussieht? Unklar. Zuerst sollten ca. 50% der Produktionsbelegschaft gehen müssen, nun wurden es bis Ende 2020 „nur“ 202 sein. Wie es jedoch danach weitergeht, ist nicht abschließend geklärt. Sicher ist nur, dass das Unternehmen neue Produktionen nach Neunkirchen verlagern muss, um die Jobs zu halten.
Auch bei Festo wurden Lohnkürzungen verkündet und eine geringere Wochenarbeitszeit beschlossen.
Die IHK kündigt diesen Abschwung im Saarland seit geraumer Zeit an. Zuletzt war am Dienstag zu lesen: „In der Stahlindustrie drücken weiterhin die geringen Margen und die schwache Auslastung der automobilnahen Bereiche auf die Stimmung. Über alle Industriebranchen gerechnet ist der Umsatz in der Saarindustrie in den ersten sieben Monaten dieses Jahres um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gefallen, während er im Bund stagnierte. Die Auftragseingänge liegen 8,8 Prozent unter Vorjahresniveau (Bund: minus 4,8 Prozent).“
IHK Hauptgeschäftsführer Heino Klingen sagte zu den Auswirkungen der Energiewende am Mittwoch: „Noch nie wurden von den saarländischen Unternehmen die Auswirkungen der Energiewende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit so negativ beurteilt wie in diesem Jahr.“
Er sieht die Hauptgründe für die abkühlende Wirtschaft im Handelsstreit zwischen USA und China und dem Brexit, aber auch den Unsicherheiten, wie die Autowelt zukünftig aussehen wird. So berichtet „BILD“.
Aus der Saar-Politik gibt es hingegen nur wenig positive Rückmeldungen. Ministerpräsident Hans sieht, dass „unser Hochleistungsstahl, sauber und sozial produziert, auch künftig weltweit nachgefragt wird.“ Und sagt, dass „ins Ausland abwandernde Stahl-Arbeitsplätze eine Schande für Deutschland und ein Bärendienst für den Klimaschutz“ wären.
Hans: „Wir fordern ein SOS-Paket für die deutsche Hochleistungsstahl-Produktion mit Hilfen zum Umbau auf CO2-neutrale Produktion.“
Am Ende steht aus Wirtschaftsministerium und vom Ministerpräsidenten einzig die Forderung nach Geld vom Bund. Ob diese jedoch ernsthaft in Berlin vernommen wird, bleibt abzuwarten.
Bildquellen
- Stahlkrise im Saarland: Regio-Journal