Nach langer Unsicherheit ist es wohl gewiss: Lidl wird mit seinem Verteilzentrum die Stadt Friedrichsthal verlassen. Bereits Ende 2022 soll der Neubau fertiggestellt und der Umzug vollzogen sein.
In Friedrichsthal weiß man bisher nichts von einem Weggang. Man habe, so heißt es nach nicht bestätigten Informationen, seit langem nichts von Lidl gehört. Es habe früher Gespräche gegeben, diese seien aber nie konkret geworden.
Jetzt ist es also amtlich: Mehr als 127.000 Quadratmeter Grundstücksfläche wurden erworben, das zukünftige Verwaltungs- und Verteilzentrum für den Südwesten soll fast 50.000 Quadratmeter groß werden – 360 Meter lang, 123 Meter breit und 22 Meter hoch.
Bis zu 120 Lidl Filialen im Saarland und Rheinland-Pfalz sollen vom Standort St. Ingbert aus beliefert werden.
Gleichzeitig sollen 5000 Quadratmeter Blühwiese für Wildbienen und andere Nützlinge angelegt werden, E-Ladesäulen installiert und die Zahl der Mitarbeiter von 200 auf 400 erhöht werden. Außerdem soll der Einstiegslohn für alle Mitarbeiter bei 12,50 pro Stunde liegen, zuzüglich Weihnachts- und Urlaubsgeld bei unbefristeter Anstellung.
„Wir danken der Stadt St. Ingbert und allen beteiligten Gremien für die sehr gute, schnelle und konstruktive Zusammenarbeit im gesamten Genehmigungsprozess und freuen uns, dass wir nun mit dem Bau unseres neuen Verwaltungs- und Logistikzentrums beginnen können“, erklärt Wilfried Simon, Geschäftsführer der Lidl-Regionalgesellschaft Friedrichsthal. „Mit einem Investitionsvolumen im oberen zweistelligen Millionenbereich und rund 200 zusätzlichen Arbeitsplätzen im Verwaltungsbereich sowie in der Logistik wollen wir einen deutlichen Impuls für die regionale Wirtschaft und den heimischen Arbeitsmarkt geben.“
Nach Angaben der Lidl-Pressestelle soll das Gebäude Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit setzen: „Die Kühlanlagen in St. Ingbert werden ausschließlich mit natürlichen Kältemitteln betrieben und sind zudem besonders energiesparend konstruiert. Die Abwärme dieser Anlagen wird für die Kühlung und Beheizung des gesamten Lagers und des Verwaltungstraktes genutzt, wodurch keine fossilen Brennstoffe nötig sind. Eine Photovoltaikanlage auf dem Gebäudedach produziert rund 1,2 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr, die überwiegend direkt vor Ort selbst genutzt werden“.
In der bestehenden Lidl-Regionalgesellschaft in Friedrichsthal arbeiten derzeit etwa 200 Mitarbeiter. Diese Zahl soll sich nach dem Umzug nach St. Ingbert mittelfristig etwa verdoppeln. Die Mitarbeiter sind in mehr als 15 verschiedenen Berufsfeldern in den Bereichen Logistik, Vertrieb, Warengeschäft, Immobilien und Personal tätig. Das Einstiegsgehalt soll bei mindestens 12,50 Euro liegen – plus Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Mitarbeiter in den Logistikbereichen sollen nach Einzelhandelstarif bezahlt werden.
Auch zahlreiche Auszubildendsplätze werden angeboten. Aktuell sind 128 junge Menschen als Azubis in der gesamten Lidl-Regionalgesellschaft Friedrichsthal tätig.
Was mit dem Standort Friedrichsthal passiert, ist indes unklar. Auf Regio-Journal-Nachfrage erläuterte die Pressestelle von Lidl Deutschland, dass noch nicht geklärt ist, ob eine Folgenutzung für das sich in Lidl-Eigentum befindlichen Objekts geplant sei.
Lidl denkt seit mehreren Jahren über einen Weggang aus Friedrichsthal nach. Grund hierfür sollen die begrenzten Platzkapazitäten im Stadtteil Maybach gewesen sein. Nach Regio-Journal Informationen wurde die Stadtverwaltung nicht über den bestätigten Weggang informiert. Dadurch das Lidl Eigentümer des Objekts im kleinsten Stadtteil der ehemaligen Glasstadt ist, wird eine Vermietung oder Verkauf – oder Eigennutzung wahrscheinlich sein. Ungenutzt leerstehen wird der Großkonzern das Gebäude sicher nicht. Wir versuchen weiterhin, Informationen zu erhalten und Sie über den Werdegang zu informieren.
Bildquellen
- LIDL VIsualisierung: LIDL Deutschland