Derzeit findet bundesweit die Aktionswoche „Heimat shoppen“ statt. Auch Friedrichsthal hat sich wieder beteiligt. Wie viele Unternehmen genau, mit welchen Angeboten? Dies ist der Redaktion nicht bekannt. Vermutlich werden auf den Plakaten wieder mehr als 20 Unternehmen werben.
Ein Meeting vorab? Gab es nicht. Eilig wurde das Heimat shoppen dennoch umgesetzt, ein Verdienst einiger weniger Unternehmerinnen und Unternehmer, die gerne etwas in unserer Stadt bewegen möchten. Den Menschen gebührt Dank. Und es zeigt dennoch das Dilemma, in dem Friedrichsthal steckt.
Denn es gibt seit mehr als zehn Jahren keinen Gewerbeverein mehr. Auch ein Stadtmarketing existiert de facto nicht. Nicht einmal eine lose Gruppierung von Unternehmerinnen und Unternehmern findet sich regelmäßig zusammen. Stattdessen: Zahlreiche Leerstände in der Stadt und nur wenig Ideen, wie man dies ändern könnte.
Corona verstärkt Innenstadtsterben
Und dann gibt es da noch die Corona-Pandemie. Zahlreiche kleinen Betriebe mussten ihre Geschäfte schließen, teilweise monatelang. Und man hat gelernt: Amazon, eBay, Zalando, Otto und Co. liefern schnell, zuverlässig und zumeist günstiger.
Oft hatten lokale Händler gar keine Online-Auftritte, weder auf Social Media, noch als Internetseite – und meist schon gar nicht als Online-Shop.
Eilig wurden Alternativen umgesetzt, manchmal mehr, manchmal weniger erfolgreich. Der Online-Handel erfuhr dennoch einen massiven Kundenzuwachs. Oft mit fatalen Folgen für Innenstädte: Leerstände vermehrten sich.
Kreativ aus der Krise? Das sagt der Bürgermeister
Nun alles auf Corona zu schieben wäre zu einfach. Zu lange wurde in Friedrichsthal Potenzial verschenkt. Ein unausgegorenes Parkkonzept in den Marktbereichen von Friedrichsthal und Bildstock, ein ungepflegtes Stadtbild und Betriebe, die sich wenig darum kümmern, dass sich etwas ändert.
Oft beginnt es schon mit dem Entfernen von Unkraut vor den eigenen Haustüren, um ein Beispiel zu nennen.
Für die öffentlichen Flächen ist hingegen das Rathaus zuständig. Auf die Problematik in den Marktbereichen angesprochen, erklärte uns Bürgermeister Jung: „Auch die Stadtverwaltung muss in diesem Zusammenhang ihre Hausaufgaben erledigen. Erste Maßnahmen wurden bereits umgesetzt, weitere befinden sich in Prüfung und werden möglichst effizient und schnell umgesetzt“.
Er meint beispielsweise die bessere Pflege des öffentlichen Raums. Jung, selbst erst seit April 2021 im Amt des Bürgermeisters, erkennt die Probleme. Es wurden in verschiedenen Bereichen neue Parkbänke angeschafft, der Marktbereich wird. Regelmäßig gesäubert. Erste Blumeninseln wurden im Stadtgebiet verteilt aufgebaut. Zugegeben, es sind noch „kleine Schritte“.
Jung sagt: „Als eine unserer Kernaufgaben sehen wir die Schaffung eines unternehmerfreundlichen Umfelds. Hierzu zählen neben der intensiven Pflege unseres Ortsbildes auch Sauberkeit und Ordnung. Die Kunden sollen sich in Friedrichsthal und seinen Stadtteilen wohlfühlen können. Auch das Thema „Parksituation“ ist uns bekannt. Hier arbeiten wir bereits an ersten Anpassungen“.
Außerdem wünscht sich der Friedrichsthaler Bürgermeister wieder die Schaffung eines Gewerbevereins oder eines ähnlichen Bündnisses, um das ganze Jahr über Aktionen zu planen. Die Stadt würde diese „im Rahmen der Möglichkeiten“ unterstützen.
Und noch etwas ist Jung wichtig: „Mein Team in der Verwaltung und ich haben persönlich jederzeit ein offenes Ohr für Verbesserungsvorschläge, aber auch für die Herausforderungen unserer lokalen Unternehmerinnen und Unternehmer. Oftmals kann auch unkompliziert Abhilfe geschaffen werden. Ich bin zu einem offenen Gespräch jederzeit gerne bereit.“
Ein kleiner Anfang, mehr nicht
Doch so positiv auch die ersten Innenstadtverschönerungen sein mögen: Dies darf nur ein Anfang sein. Mit Blick auf die finanziellen Möglichkeiten der Stadt Friedrichsthal werden die „großen Sprünge“ wohl nicht möglich sein.
Doch genau die bräuchte es in verschiedenen Bereichen. Die angesprochene Parksituation erfordert eine „größere Lösung“ als nur ein paar Schilder mit geänderten Parkmöglichkeiten.
Die Schaffung eines neuen Parkplatzes z.B. im Umfeld des Marktes in Bildstock wäre wünschenswert. Dieser Parkplatz sollte dann von Angestellten und Unternehmen nutzbar sein, sodass die beiden Marktplätze ausschließlich für Kundinnen und Kunden zur Verfügung stünden. Fußläufig sind nahezu alle Geschäfte innerhalb weniger Minuten zu erreichen.
Stattdessen verringern Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Geschäftsinhaber aufgrund fehlender Parkflächen den Innenstadt-Parkraum.
Ein ähnliches Konzept wäre für den Marktbereich Friedrichsthal wünschenswert. Eine Vergrößerung der Marktfläche für Dauerparker beispielsweise, um die Parkplätze die jetzt existieren, zu entlasten.
Auch hier sind nahezu alle Einkaufsgeschäfte fußläufig in wenigen Minuten erreichbar.
Natürlich bedarf es in solchen Fällen auch ein Umdenken der Inhaber & Kunden: Mit dem „Auto bis in das Geschäft“ fahren sorgt immer für Probleme: In der Saarbrücker Straße, aber auch der Illinger Straße sind regelmäßig Bürgersteige zugeparkt und / oder die Fahrbahn verengt. Hinzu kommt oft unangepasste Geschwindigkeit der Fahrzeuge.
Die Folge: Kaum Platz für Fußgänger, mit Kinderwagen oder Rollstuhl wird es noch schwieriger. Aussteigende Personen sorgen für Gefahr auf der Straße. Ein „Einkaufserlebnis“ sieht anders aus.
Attraktives Umfeld sorgt für neue Unternehmen
Statistisch bewiesen ist, dass ein gepflegtes, attraktives Stadtbild, gute Park- und Fußwegsituation die Attraktivität der Stadt für die Ansiedlung neuer Unternehmen begünstigt.
Es braucht ein klares Profil. Hier ist die Stadtverwaltung gefordert. Friedrichsthal beispielsweise nennt sich oft familienfreundliche Stadt. Dies trifft durchaus zu: 15 Spielplätze, ein Hallenbad, Freibad, Bald wieder ein Haus für Vereine, zahlreiche Sportvereine und auch ein wenig Kulturangebot.
Potenzial ist vorhanden.
Eine IFH-Umfrage zeigte beispielsweise, wie wichtig die angesprochenen Parkplätze sind: Zu hohe Preise (in Friedrichsthal sind sie kostenlos!) oder zu wenig Parkmöglichkeiten lassen Städte im Beliebtheitsranking massiv absinken.
Eine sinnvolle Konzeption durch die Stadtverwaltung, umgesetzt durch Unternehmen vor Ort könnte Friedrichsthal also durchaus auch für neue Betriebe attraktiv machen.
In Teil zwei dieses Artikels wenden wir uns dem Thema Digitalisierung & Events zu.