Regio-Journal: Herr Jung, wie war die erste Nacht als gewählter Bürgermeister?
Christian Jung: Nachdem weit nach Mitternacht die zahlreichen Glückwunsch-Anrufe und E-Mails abgearbeitet waren, konnte ich ruhig schlafen. Es war aber eine kurze Nacht. Morgens standen schon wieder eine Reihe von Terminen an.
Regio-Journal: Wie fühlen Sie sich mit dem Wissen, einen überragenden Sieg eingefahren zu haben?
Christian Jung: Demütig. Ich empfinde weder Genugtuung noch Stolz. Die Bürgerinnen und Bürger haben mir einen großen Vertrauensvorschuss gewährt. Dieser ist mit Erwartungen an meine Arbeit verknüpft – und diesen Erwartungen möchte ich gerecht werden.
Regio-Journal: Werfen wir einen Blick auf den Wahlkampf. Wie zufrieden sind sie mit dem Ablauf?
Christian Jung: Die Corona-Pandemie hat beide Kandidaten vor große Herausforderungen gestellt und den digitalen Wahlkampf stärker in den Fokus gerückt. Mir war wichtig, dass der Wahlkampf ehrlich und fair abläuft und ich mit meinen Themen auf allen Kanälen überzeugen konnte. Auch konnte ich mich jederzeit auf meine Freunde aus den beiden Ortsvereinen sowie die Unterstützer auf Kreis- und Landesebene verlassen, welche mir eine große Hilfe waren.
Regio-Journal: Auffällig war, dass Sie im Wahlkampf das Thema „Hoferkopfturm“ nahezu vollständig ausgeblendet haben. Ist Ihnen das Turmprojekt egal?
Christian Jung: Nein. Aber ich bin Realist. Auf unsere Stadt warten große Herausforderungen, nicht nur durch die Corona-Pandemie. Auch ich würde dieses Bildstocker Wahrzeichen gerne wieder sehen, bestenfalls sogar mit einem schlüssigen Gesamtkonzept für den Hoferkopf mit angrenzendem Villinger Park. Es wird aber niemand kommen und uns mit einem großen Scheck ein solches Projekt finanzieren. Es gibt eine Arbeitsgruppe, die eine Konzeption entwickeln soll und einen Förderverein für die Wiedererrichtung des Turms. Zu gegebener Zeit tausche ich mich gerne mit allen Personen aus, vorrangig sollten wir jedoch das Projekt Vereinshaus zu einem guten Abschluss führen und nicht an verschiedenen Fronten Großprojekte „halbgar planen“.
Regio-Journal: Mit 63 Prozent der Stimmen konnten Sie ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Was sagen Sie den Menschen, die Ihnen nicht ihre Stimme gaben?
Christian Jung: Ich habe vom ersten Tag an gesagt, dass ich ein Bürgermeister für alle Stadtteile und alle Bürgerinnen und Bürger sein möchte. Ich denke, meine umfangreiche Konzeption zeigt, dass ich klare Ideen habe, wo und wie sich Friedrichsthal weiterentwickeln soll. Und hierbei geht es mitnichten darum, die Arbeit von Bürgermeister Schultheis zu diskreditieren, sondern darum, meine eigenen Ideen einzubringen und Gutes besser zu machen und Punkte, die derzeit aus meiner Sicht noch nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen, mit mehr Nachdruck zu verfolgen. Friedrichsthal ist eine lebens- und liebenswerte Stadt, doch wir können es noch besser. Hierfür braucht es aber auch der Unterstützung aller Bürgerinnen und Bürger. Und selbstverständlich werden mein Team und ich immer ein offenes Ohr haben und Anregungen und Wünsche meiner Mitbürgerinnen und Mitbürger aufnehmen.
Regio-Journal: Wo sehen Sie Friedrichsthal ein Jahr nach Ihrem Amtsantritt?
Christian Jung: Mein Ziel ist es, möglichst schnell, aber mit Vernunft der Stadt meine „Handschrift“ zu verpassen. Die Bürgerinnen und Bürger sollen sehen, dass mein Team in der Verwaltung und ich „durchlüften“ und etwas bewegen wollen. Nach einem Jahr sollen definitiv Erfolge zu sehen sein. Hier werde ich unsere Gremien und Räte eng mit einbeziehen, sodass wir mit Schwung beginnen können, gemeinsam an unserem Ziel, Friedrichsthal weiter voran zu bringen, arbeiten können. Hier zähle ich auch auf alle Ratsfraktionen.
Regio-Journal: Sehr geehrter Herr Jung, vielen Dank für Ihre Zeit.
Christian Jung: Sehr gerne! Allen eine schöne Adventszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest und für 2021 viel Glück, Erfolg und vor allem beste Gesundheit!
Bildquellen
- Rechtsschutzsaal Jung: Regio-Journal