Vor einigen Tagen kündigte Holger Zenner, der Vorsitzende des Fördervereins Teufelsburg Einen „riesen Skandal auf der schönsten Terrasse des Saarlandes an“. Eine Pressemeldung sollte folgen.
Diese wurde heute veröffentlicht und hat politische Sprengkraft: Die Meldung beginnt wie folgt: „Es sollte der schönste Tag in Ihrem Leben werden. Nathalie W. und Rebecca B.wollten diesen Tag nie vergessen. Doch was dann geschah sollte ein absoluterAlptraum werden. Amtsmissbrauch, Vorsatz, Homophobie, Diskriminierung“.
Es folgt die Schilderung des Vorsitzenden des Fördervereins Teufelsberg, von eine lange geplanten Hochzeit auf der Teufelsburg in Felsberg. Am 17. Juli fand demnach eine Trauung statt. „Die erste LGBTQ (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer) Hochzeit auf derTeufelsburg. Und das ganze in einem mittelalterlich und Aufwändigem Rahmen. Weit über zwei Jahre geplant und nach jeglichen Corona Richtlinien Durchgeführt“, so der Vorsitzende weiter.
Weiter wird ausgeführt, dass ein Covid-19-Testplatz vorhanden gewesen sei und sich auch der Förderverein Teufelsburg bei der Planung beteiligt habe. „Der 1. Vorsitzende Holger Zenner setzte sich sehr dafür ein das es perfekt wird für das Brautpaar“, so Zenner.
Was dann folgt ist eine Abrechnung mit der Gemeinde Überherrn. Man habe die Hochzeit abgebrochen „und die Gäste im betrunkenen Zustand gezwungen werden mit Ihren Kindern die Burg zu verlassen“.
„Die Kulturangestellte kam mit der Erklärung das alle Ortsvorsteher der Gemeinde Überherrn und alle Ratsmitglieder zusammen mit der Bürgermeisterin beschlossen hätten in einer einberufenen Sitzung, das nicht gefeiert werden dürfe und auch niemand länger dort bleiben dürfe. Sie entscheide das jetzt alles beendet wird. Auch wenn es eine schriftliche Bestätigung zur Feier gab“, heißt es in der Stellungnahme weiter.
Es folgen weitere Vorwürfe gegen die Gemeindeverwaltung, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kultur- und Ordnungsamt und sogar Bürgermeisterin Yliniva-Hoffmann, die in der Nacht angerufen wurde, sei nicht kompromissbereit gewesen.
In den weiteren Ausführungen wurde der Mitarbeiterin der Gemeinde vorgeworfen, sie sei selbstständig im Bereich Blumen und Hochzeitsdekoration. Da sie jedoch nicht bei Aufträgen von der Teufelsburg berücksichtigt werde, könne dies ein „Grund für Diskriminierende Art“ sein. Auch Vorsatz und Boykott der Teufelsburg wurde unterstellt.
Zahlreiche weitere Vorwürfe gegen Bürgermeisterin Yliniva-Hoffmann und die Mitarbeiter werden angeführt, das gesamte Statement kann unten nachgelesen werden.
Wie reagiert die Gemeinde Überherrn?
Nachdem uns das Dokument bekannt wurde, haben wir die Gemeindeverwaltung Überherrn um eine Stellungnahme gebeten. Diese folgte sehr ausführlich am Nachmittag. „Die Gemeinde weist die Vorwürfe entschieden zurück. Sie sind haltlos und entbehren jeglicherGrundlagen“, so Bürgermeisterin Yliniva-Hoffmann.
Es sei richtig, dass eine Trauung für den 17.07.2021 auf der Teufelsburg angemeldet worden sei. „Die Durchführung von privaten Veranstaltungen auf der Teufelsburg bedarf nämlich der Genehmigung der Gemeinde. Mit Schreiben vom 11.06.2021 wurde nach § 6 Abs. 2 der Verordnung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie (VO-CP) vom 11.06.2021 eine Genehmigung für die Trauung durch die Ortspolizeibehörde der Gemeinde Überherrn erteilt. Ausdrücklich nicht genehmigt wurde dagegen eine Feier nach Einbruch der Dunkelheit und die Übernachtung von Hochzeitsgästen auf der Teufelsburg in Mittelalterzelten. Hierauf wurde das Brautpaar als Veranstalterinnen durch die Gemeinde Überherrn mündlich und schriftlich ausdrücklich hingewiesen. Grund hierfür sind erhebliche Sicherheitsbedenken, insbesondere im Hinblick auf die Beschaffenheit der Burg, die Dunkelheit, den Alkoholkonsum und die dadurch bestehenden Gesundheitsrisiken. Es entspricht daher der ständigen Verwaltungspraxis private Feiern nach Einbruch der Dunkelheit sowie Übernachtungen auf der Teufelsburg nicht zu genehmigen. Insoweit wurde die vorliegende Veranstaltung genauso behandelt, wie alle anderen privaten Veranstaltungen auf der Burg“, heißt es in der Stellungnahme der Gemeinde weiter.
Weiter führte die Gemeindeverwaltung aus, dass bei einer Kontrolle vor Ort gegen 22.30 Uhr festgellt wurde, „dass entgegen des ausdrücklichen Verbots sich die Hochzeitsgesellschaft auch nach Einbruch der Dunkelheit weiterhin auf der Teufelsburg aufhielt und die Mittelalterzelte zur Übernachtung von Hochzeitsgästen aufgestellt waren.“
Hierfür habe es keine Genehmigung gegeben. Außerdem habe man feststellen können, dass „dass Gesundheitsrisiken für die Anwesenden nicht ausgeschlossen werden konnten, insbesondere durch in der Dunkelheit auf der Burgmauer unbeaufsichtigt spielende Kinder und auf der Brüstung sitzende Personen“.
Daraufhin habe man „billigenden Ermessens und unter Abwägung aller für und widerstreitenden Belange“ entschieden, die Hochzeitsfeier gegen 23.30 Uhr aufzulösen.
„Die hierzu erforderlichen Maßnahmen wurden sodann im Einvernehmen mit dem Brautpaar als Veranstalterinnen getroffen. Um einen Abbau der Zelte in der Nacht vermeiden zu können, wurde eine Nachtwache von 6-7 Personen einvernehmlich vereinbart“, heißt es in der Stellungnahme der Gemeinde weiter.
Die Bürgermeisterin Yliniva-Hoffmann sagte außerdem: „Herr Zenner hat offensichtlich gegenüber dem Brautpaar Zusicherungen gemacht, ohne diese vorher mit der Gemeinde abgestimmt zu haben. Er versucht nun offenbar sein Fehlverhalten auf die Gemeinde abzuwälzen. Dies kann ich nicht akzeptieren. Wer mich kennt, weiß, dass ich mich insbesondere für die Gleichberechtigung jeglicher Art und gegen jede Diskriminierung einsetze.“
Die Gemeinde Überherrn hat, so heißt es abschließend, eine Rechtsanwaltskanzlei zur Wahrnehmung ihrer Interessen gegenüber Herrn Zenner beauftragt.
Welche Zusagen in der Genehmigung der Gemeinde zur Durchführung der Hochzeit gemacht wurden, kann von unserer Seite aus nicht geprüft werden, da die Genehmigung nicht vorliegt.
Die Erklärung des Fördervereins zum nachlesen
Beleg des Fördervereins bestätigt Aussagen der Verwaltung
Mittlerweile hat der Förderverein unserer Bitte um Beleg der Erlaubnis durch die Gemeinde entsprochen und uns eine E-Mail dargelegt. In dieser ist eine Erlaubnis zur Feier auf der Teufelsburg erteilt, eine Übernachtung jeglicher Art jedoch untersagt. Explizit untersagt ist auch das Übernachten in Zelten. Entgegen der Untersagung durch die Gemeinde wurden dennoch Zelte zur Übernachtung aufgebaut.
In der Stellungnahme der Gemeinde Überherrn heißt es: „Ausdrücklich nicht genehmigt wurde dagegen eine Feier nach Einbruch der Dunkelheit und die Übernachtung von Hochzeitsgästen auf der Teufelsburg in Mittelalterzelten. Hierauf wurde
das Brautpaar als Veranstalterinnen durch die Gemeinde Überherrn mündlich und schriftlich ausdrücklich hingewiesen.„
In der uns vorgelegten E-Mail heißt es hingegen: „Gerne können Sie nach Ihrer Trauung noch auf der Teufelsburg weiterfeiern, aber das Übernachten auf der Burg ist nicht gestattet.„
Ob weitere Dokumente existieren, die eine zeitliche Begrenzung festlegten, ist derzeit nicht bekannt.
Bildquellen
- Teufelsburg Felsberg: Facebookseite Teufelsburg