Das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesverkehrsministerium haben am Freitag (28. Mai 2021) insgesamt 62 Wasserstoff-Großprojekte ausgewählt, die im Rahmen eines gemeinsamen europäischen Wasserstoffprojekts (Wasserstoff-IPCEI – Important Projects of Common European Interest) staatlich gefördert werden. Darunter sind auch drei Projektpartner aus dem Saarland.
Das Bundeswirtschaftsministerium spricht von rund 400 Millionen Euro als förderfähige Investition – mit einem dreimal so hohen Gesamtinvest.
Vier saarländische Anträge wurden Anfang des Jahres als Teilprojekte des IPCEI beim Bund eingereicht. Sie wurden zudem zu einem grenzüberschreitenden Projekt mit weiteren Partnern verbunden, mit dem Ziel, eine grenzüberschreitende Wasserstoffallianz zu schaffen, das sogenannte „Wasserstoff-Tal“.
Jetzt hat das Saarland vom Bundeswirtschaftsministerium den Zuschlag für drei Teilprojekte im Interessenbekundungsverfahren erhalten. In einem weiteren Schritt muss das Projekt von der EU-Kommission genehmigt werden. Die beihilferechtliche Genehmigungsentscheidung der Europäischen Kommission soll bis Ende des Jahres 2021 fallen. Ein Förderbescheid auf nationaler Ebene könnte nach derzeitigen Plänen Anfang 2022 erfolgen.
Ministerpräsident Tobias Hans: „Unser hartnäckiges Werben hat sich ausgezahlt. Die Modernisierung unseres Industriestandortes ist in vollem Gange. Mit einer grenzüberschreitenden Wasserstoffallianz wollen wir das Land fit für die Zukunft machen und die Modernisierung unseres Industriestandortes voranbringen. Strukturwandel, Klimaschutz, Wertschöpfungspotentiale: Die Wasserstofftechnologien haben überall eine Schlüsselrolle.“
Die Projekte im Überblick
Fünf Unternehmen möchten gemeinsam und grenzüberschreitend Wasserstoff erzeugen und nutzen. Zu den ausgewählten Projektpartnern gehören die saarländischen Unternehmen Stahlholding Saar (SHS), CREOS, STEAG/Siemens.
Steag möchte am „HydroHub Fenne“ einen Elektrolyseur aufstellen und Wasserstoff produzieren. Die Anlage wird Strom aus erneuerbaren Energien („Grünstrom“) für die Elektrolyse einsetzen und so grünen Sauerstoff und Wasserstoff erzeugen.
Creos und GRTgaz will eine bestehende Gasinfrastruktur nutzen, um ein grenzüberschreitendes Hochdrucknetz für den Transport von Wasserstoff aufzubauen. Ziel ist es, eine 100 Kilometer lange Infrastruktur zu schaffen. Dabei müssen sowohl das Zusammenspiel der verschiedenen Leitungsabschnitte im Raum Völklingen (Deutschland), Carling (Frankreich), Bouzonville (Frankreich) und Perl (Deutschland) im Saarland und in Frankreich berücksichtigt werden, als auch sicherheitstechnische Aspekte.
Die saarländische Stahlindustrie nimmt als industrieller Abnehmer eine Schlüsselrolle im strategischen Aufbau der regionalen grenzüberschreitenden Wasserstoffwertschöpfungskette ein. Zur Reduzierung von Prozessemissionen in der Stahlindustrie ist der Einsatz von Wasserstoff erforderlich. Im Rahmen des Innovationsprojektes „H2SYNgas“ wird eine Technologie entwickelt, welche die Nutzung von eigenen Prozessgasen und darüber hinaus von erheblichen Wasserstoffmengen für den Hochofenprozess ermöglicht.
Nach der in 2020 bereits an den Hochöfen in Dillingen installierten Koksgaseindüsung beabsichtigt die SHS – Stahl-Holding-Saar mit dieser neuen innovativen Technologie den nächsten Schritt auf dem Weg zur CO2-neutralen Stahlproduktion an der Saar zu gehen.
Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger: „Wir haben zwei Jahre hart gearbeitet, um an diesen Punkt zu kommen. Wasserstoff ist Zukunftsmusik mit saarländischer Melodie und grenzüberschreitendem Orchester. Das ist eine Riesenchance – für die Stahlindustrie, aber auch für die gesamte Wirtschaft im Saarland und unserer Nachbarregion. Wasserstoff kann ein technologisches Update für Industrie und Verkehr sein. Wir erschließen damit ein weiteres Zukunftsfeld, um künftige wirtschaftliche Stärke und Arbeitsplätze zu schaffen. Wasserstoff wird damit das, was einst die Kohle für das Saarland war. Das Saarland kann heute stolz sein, und vor allem die beteiligten Unternehmen. Es zeigt auch, dass wir mit dem Aufbau einer Wasserstoffmodellregion einen zielführenden Schwerpunkt in unserer Industrie- und Energiepolitik gesetzt haben. Und für diese beiden Zukunftsfelder stellt der heutige Tag einen Meilenstein für das Saarland, aber auch für ganz Deutschland dar.“
Saarbahn nicht berücksichtigt
Nicht berücksichtigt wurde der Förderantrag der Saarbahn. Bundeswirtschaftsminister Altmaier sprach jedoch von weiteren Förderprogrammen für Busse und Nutzfahrzeuge.
Insgesamt werden 8 Milliarden Euro Bundesmittel zur bundesweiten Verteilung zur Verfügung gestellt. Zwei Milliarden Euro gehen an die Stahlindustrie. Ziel ist es, mehr als 30 Milliarden Euro Investitionen auszulösen.