Nach Angaben der Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) wurden am Samstagmittag 4.532 Covid-19-Erkrankte intensiv behandelt, nur noch 0,4 Prozent mehr als am Vortag. Der Anstieg lag schon am Freitag mit 0,9 und am Donnerstag mit 0,8 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt der letzten vier Wochen, in denen es im Mittel jeden Tag 1,8 Prozent nach oben ging.
Im mathematischen Sinne hat sich damit in den letzten Tagen bereits ein Wendepunkt herausgebildet, ein statistischer Höhepunkt ist allerdings noch nicht absehbar. Zieht man nur die Entwicklung der letzten drei Tage heran, ist die statistische Verdoppelungszeit nun auf durchschnittlich 116 Tage angewachsen. In den letzten vier Wochen war im Durchschnitt jeden Tag eine Verdoppelung der Intensivbelegungen innerhalb der folgenden 71 Tage zu erwarten, an einzelnen Tagen sogar innerhalb von 20 Tagen oder noch schneller. Rund 13.500 Intensivbetten sind derzeit frei oder innerhalb von sieben Tagen zusätzlich aufstellbar.
Rund 16.000 Patienten werden zudem derzeit aus anderen Gründen intensiv behandelt. Seit einem Tiefpunkt bei rund 2.700 belegten Intensivbetten Anfang März steigen die Zahlen kontinuierlich an, der bisherige absolute Höhepunkt war kurz nach Silvester mit über 5.700 belegten Betten erreicht worden.
Intensivpatienten werden jünger
Aktuell liegen noch zahlreiche Patienten aus der 2. Welle in den Kliniken. Neu hinzu kommen die Patienten aus der 3. Welle. Auffällig ist, dass die zu behandelnden Patienten auf der Intensivstation immer jünger werden. In der ersten Coronawelle lag das Durchschnittsalter bei über 80 Jahren. Aktuell liegt der Durchschnitt bei ungefähr 60 Jahren, teilweise sogar bereits darunter.
Auch seien die Patienten länger krank und somit länger in der Klinik als noch in der 2. Welle.
Intensivbettenpeak nicht erreicht
Bis der absolute Spitzenwert an Bettenbelegung auf Intensivstationen erreicht ist, wird noch dauern. Ob die Verlangsamung tatsächlich bestand hat, darf zumindest angezweifelt werden. Es könnte sich um eine „statistische Delle“ handeln. Die Lage in den Krankenhäusern ist unvermindert ernst. Dies bestätigte RKI-Präsident Lothar Wieler und Gesundheitsminister Jens Spahn am Freitag noch einmal: „Am heutigen Tag (Freitag, Red.) haben wir bundesweit 25.464 Neuinfektionen zu vermerken. Das sind zu viele. Zu viele Menschen, die sich infizieren, zu viele, die ins Krankenhaus müssen, zu viele, die um ihr Leben ringen müssen“, bilanziert Spahn zu Beginn. Die Zahlen seien zu viel zu hoch. „Dabei spiegeln die Werte momentan wahrscheinlich nicht das wahre Infektionsgeschehen wider wegen der Osterfeiertage.“ In den Krankenhäusern zeige sich zudem, wie ernst die Situation sei. Es gebe schon fast 4.500 Patienten auf den Intensivstationen.
In der Spitze waren fast 6000 Patienten in Behandlung.
RKI-Chef Wieler betonte die Gefährlichkeit der mittlerweile dominierten Mutation B.1.1.7 (Großbritannien). „Die Virusvariante B.1.1.7 ist deutlich ansteckender und gefährlicher – daran hat sich in den letzten Wochen nichts geändert. Die dritte Welle können wir nicht mehr verhindern, aber ihre Folgen abmindern„, so der 60-Jährige. Die Intensivbetten würden sich weiterhin rasant füllen, vermehrt mit schweren Verläufen, bei sinkendem Altersdurchschnitt, so Wielers Fazit.