Das teilte das Gesundheitsministerium am Montag mit. Weitere Details sollen am Nachmittag bekannt gemacht werden.
Zuvor hatten schon mehrere andere europäische Länder die Impfungen mit Astrazeneca gestoppt. Grund waren jeweils Berichte über mögliche schwere Nebenwirkungen in Form von Blutgerinnseln nach Impfungen mit dem Wirkstoff.
Spahn: Aussetzung „reine Vorsichtsmaßnahme“
Unterdessen hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Aussetzung der Impfungen mit dem Astrazeneca-Wirkstoff als „reine Vorsichtsmaßnahme“ bezeichnet.
„Astrazeneca wird in vielen Ländern der Welt millionenfach verimpft“, sagte der CDU-Politiker am Montagnachmittag. Allen sei die Tragweite dieser Entscheidung sehr bewusst.
Es handele sich bei dem Stopp nicht um eine politische, sondern um eine fachliche Frage, er folge deshalb der Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Die Entscheidung betreffe sowohl Erst- als auch Folgeimpfungen. Letztere könnten nach einer entsprechenden Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) nachgeholt werden. Spahn rief Menschen, die bereits mit Astrazeneca geimpft wurden, auf, sich unverzüglich in ärztliche Behandlung zu begeben, falls sie sich mehr als vier Tage nach der Impfung unwohl fühlen.
Das Gesundheitsministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass die Impfungen mit dem Wirkstoff aufgrund einer aktuellen Empfehlung des PEI vorsorglich ausgesetzt werden. Grund sind demnach neue Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa. Das Institut hält weitere Untersuchungen für notwendig. Die EMA soll dem Gesundheitsministerium zufolge entscheiden, ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken.Zuletzt hatten schon mehrere andere europäische Länder die Impfungen mit Astrazeneca gestoppt.
„Mir war es wichtig, die Bürger und sie über die jetzige Entscheidung und ihre Grundlage zu informieren„, erklärt der Bundesgesundheitsminister. Was das für die folgenden Monate bedeute, könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten. „Das ist ja unsere einzige Möglichkeit in der Pandemie: Offen und transparent sagen, was ist“, sagt Spahn.
Auch Österreich, Irland, Island, Niederlande, Dänemark, Norwegen Italien und Frankreich haben mittlerweile die Impfung gestippt. Zuvor wollte das Gesundheitsministerium in Deutschland weiter mit AstraZeneca impfen.
Die Stellungnahme des Paul-Ehrlich-Institut im Wortlaut
„Das Paul-Ehrlich-Institut empfiehlt nach intensiven Beratungen zu den in Deutschland und Europa aufgetretenen schwerwiegenden thrombotischen Ereignissen die vorübergehende Aussetzung der Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff AstraZeneca.
Gegenüber dem Stand vom 11.03.2021 sind inzwischen weitere Fälle (Stand: Montag, den 15.03.2021) in Deutschland gemeldet worden. Bei der Analyse des neuen Datenstands sehen die Expertinnen und Experten des Paul-Ehrlich-Instituts jetzt eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenenthrombosen (Sinusvenenthrombosen) in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen in zeitlicher Nähe zu Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff AstraZeneca.
Die Daten werden von der Europäischen Arzneimittelagentur (European Medicines Agency, EMA) weiter analysiert und bewertet.
Bis zum Abschluss der Bewertung durch die EMA werden die Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca in Deutschland ausgesetzt. Die heutige Entscheidung betrifft sowohl Erst- als auch Folgeimpfungen.
Das Paul-Ehrlich-Institut weist darauf hin, dass Personen, die den COVID-19-Impfstoff AstraZeneca erhalten haben und sich mehr als vier Tage nach der Impfung zunehmend unwohl fühlen – z.B. mit starken und anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen – sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben sollten.„
Lauterbach kritisiert Aussetzen
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach kritisierte die Entscheidung der Bundesregierung. Auf der Grundlage der vorliegenden Daten halte er die Aussetzung für einen Fehler, schreibt Lauterbach bei Twitter. Die Prüfung ohne Aussetzung der Impfung wäre wegen der Seltenheit der Komplikation besser gewesen.
„In der jetzt Fahrt aufnehmenden dritten Welle wären die Erstimpfungen mit dem Astrazeneca-Impfstoff Lebensretter“, fügte er hinzu.
Nach Deutschland stoppen weitere Länder die Impfung mit AstraZeneca
Unmittelbar nach der Bekanntgabe des Impfstopps in Deutschland haben auch Frankreich und Italien vorerst die Impfungen mit AstraZeneca gestoppt. Am Morgen stellten bereits die Niederlande Impfungen mit dem Oxford-Vakzin ein.
Bereits letzte Woche haben Dänemark, Norwegen und Italien bestimmte Chargen des Vakzins gestoppt. Bei der Charge mit der Kennung ABV 2856 habe es einige ernstzunehmende negative Auswirkungen gegeben, teilte die italienische Gesundheitsbehörde mit.
17 EU-Länder haben das genannte Vakzin geliefert bekommen.