„Auch wenn Vorhersagen zum jetzigen Zeitpunkt noch riskant sind, haben wir doch gute Hinweise, dass der erste Impfstoff gegen Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres verfügbar sein wird“, sagte Kyriakides dem „Handelsblatt“ (Montagsausgabe). Der Impfstoff könne zwar nicht auf Anhieb alle Probleme lösen, aber er werde es „schrittweise erlauben, zur Normalität zurückzukehren“, wenn eine „kritische Masse von Bürgern insbesondere in den Risikogruppen“ geimpft worden seien.
Kyriakides äußerte sich besorgt über steigende Infektionszahlen überall in der EU. „Wir sehen eine steigende Zahl kleinerer und größere Ausbrüche in mehreren Mitgliedstaaten.“ Sie appellierte an die EU-Staaten, die Infektionsherde „zügig lokal einzugrenzen mit Tests, Kontaktverfolgung und der sofortigen Isolation“ der Betroffenen. Einen erneuten Lockdown wollte die Kommissarin nicht explizit ausschließen. „Die Unsicherheiten rund um das Virus bleiben“, sagte sie.
„Mehr denn je müssen wir jetzt wachsam bleiben und nicht nachlässig werden, um einen zweiten Lockdown zu vermeiden.“
Wissenschaftler über Vefügbarkeit uneinig
Wissenschaftler sind sich uneinig darüber, wann ein Impfstoff zur Verfügung stehen wird. Rein theoretisch könnte die Entwicklung noch Jahre dauern oder gar vollständig scheitern.
Zulassungsbehörde positiv gestimmt
Der Chef der deutschen Zulassungsbehörde für Impfstoff, Professor Klaus Cichutek vom Paul-Ehrlich-Institut hingegen blickt positiv auf die Impfstoffentwicklung.
“Ich gehe derzeit davon aus, dass es Ende 2020 und Anfang nächsten Jahres Zulassungen geben wird, vorausgesetzt, die Phase-III-Prüfungsdaten sind positiv”, sagte Cichutek dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.
Vermutlich wird die Zulassung mit der Auflage verbunden sein, weitere Daten nachzuliefern. Positiv sei , dass unterschiedliche Impfstoffkandidaten eine Immunantwort beim Menschen gegen SARS-Coronavirus 2 hervorrufen, sagt Cichutek.
Dies sei mit einer Dosierung gelungen, die „sich als verträglich erweist„.
Zu ähnlichen Studienergebnissen kamen auch britische und chinesische Wissenschaftler .
Den Hoffnungen, dass die geltenden Abstands- und Hygieneregeln sofort nach Zulassung des Impfstoffes überflüssig wären, erteilte Cichutek eine klare Absage: “Dass größere Teile der Bevölkerung durchgeimpft und dann auch geschützt sind und wir tatsächlich von den Public-Health-Maßnahmen absehen können, da würde ich eher sagen: Hoffentlich schaffen wir das im nächsten Jahr”, so der Chef des Paul-Ehrlich-Instituts abschließend rum „RND“.