Dies teilte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen in Brüssel mit. Das Ganze geht offenbar auf einen Mega-Deal zurück, den die EU mit Biontech ausgehandelt hat.
Das Mainzer Unternehmen BioNtech und ihr Partner Pfizer liefern in den Monaten April bis Juni 2021 rund ein Viertel mehr Impfdosen als vereinbart. Statt 200 Millionen Impfdosen werden 250 Millionen geliefert. Insgesamt 410 Millionen Impfdosen von vier Unternehmen sollen bis Ende Juni zur Verfügung stehen.
Diese zusätzlichen Dosen könnten als Puffer für einen eventuellen Ausfall von Johnson & Johnson Impfodsen über 55 Millionen Dosen dienen, wenn diese nicht wie geplant geliefert würden. Derzeit laufen Prüfungen über Nebenwirkungen.
Die Lieferung an die 27 EU-Staaten werden nach Bevölkerungsanteil geschehen, fügte von der Leyen hinzu. Der Bevölkerungsanteil Deutschlands in der EU liegt bei 18,6 Prozent. Von der zusätzlichen Lieferung kann die Bundesrepublik also rechnerisch gut neun Millionen Dosen erwarten.
„Daher ist es wichtig, schnell und vorausschauend zu handeln und Pläne anzupassen, wenn das möglich ist„, sagte von der Leyen – zum Beispiel durch die schnellere Lieferung von Biontech.
Folgevertrag über 1,8 Milliarden Dosen
Diese zusätzlichen BioNtech-Impfdosen sind Teil einer großen Bestellung und Systemänderung der EU: Die EU-Kommission arbeitet an dem Ziel, unabhängig von Exportverboten anderer Länder zu werden. Aus diesem Grund sicherte sich die Kommission 1,8 Milliarden Impfdosen bis in das Jahr 2023. Dies sei „ein weiterer wichtiger Schritt bei der Antwort der Kommission auf die Pandemie„, sagte von der Leyen.
Bereits in der 2. Jahreshälfte sollen erste Lieferungen aus der Charge ankommen. Diese sind für Auffrischungsimpfungen vorgesehen, nachdem der Impfstoff an Mutationen angepasst wurde. Auch Kinder könnten künftig geimpft werden. Diese sind bisher bei den Impfkampagnen nicht berücksichtigt.
Für den Folgevertrag war es der EU-Behörde wichtig, dass die Unternehmen die komplette Produktion in Europa abwickeln können. Dies ist eine direkte Reaktion auf die Lieferausfälle und Verzögerungen bei Astra Zeneca und Johnson & Johnson. Außerdem trägt diese Vorgabe auch der Tatsache Rechnung, dass Verhandlungen und direkte Exportverbote durch Großbritannien und den USA die EU massiv benachteiligt haben.
Die Kommission, so hieß es weiter, strebe noch weitere Lieferverträge mit anderen mRNA-Impfstoff-Herstellern an.
100 Millionen Impfungen in EU
Ursula von der Leyen gab weiterhin bekannt, dass man in der EU mittlerweile die Schwelle von 100 Millionen Impfungen überschritten habe. 26 Millionen Menschen seien mit zwei Dosen vollständig geimpft. „Das ist eine Wegmarke, auf die wir stolz sein können„, sagte die deutsche Politikerin. Die Kommission würde alles unternehmen, den Nachschub von Impfstoffen auch in den nächsten Wochen und Monaten zu sichern und weiter zu steigern.
EU-Mitglieder geben „Grünes Licht“ für Impfausweis
Außerdem gab die EU bekannt, dass sich die Mitgliedsstaaten auf ein einheitliches EU-Impfzertifikat geeinigt hätten. Der Nachweis soll EU-weit anerkannt werden und könnte damit Reisenden eine Quarantänepflicht ersparen.
U-Justizkommissar Didier Reynders begrüßte eine entsprechende Einigung der Botschafter der 27 Länder. Jetzt muss der Text noch in Verhandlungen mit dem EU-Parlament finanlisiert werden, ab Ende Juni soll das Dokument zum Einsatz kommen.
Das „grüne Zertifikat“ soll Aufschluss darüber geben, ob ein Mensch das Coronavirus verbreiten kann oder zumindest wie wahrscheinlich dies noch sei. Neben Informationen über etwaige Imfpungen sollen auch Testergebnisse und Angaben über etwaige überstandene Corona-Erkrankungen enthalten sein.
Für Reisende könnten hierdurch Test- und Quarantänepflichten entfallen. Die vorgeschlagene Verordnung würde nationale Behörden verpflichten, das Dokument auf Anfrage auszustellen. Welche Erleichterungen mit dem Dokument verknüpft werden, obliegt dem jeweiligen Mitgliedsstaat. Die Anerkennung des Dokuments hingegen ist verpflichtend.
Reynders unterstrich erneut, dass ein Impfzertifikat unter keinen Umständen eine Voraussetzung für Reisen innerhalb der EU sein könne. Es solle Grenzübertritte lediglich erleichtern. Das EU-Parlament muss nun ebenfalls noch grundsätzlich zustimmen.