Die Inflationsrate in Deutschland wird im Juli 2021 voraussichtlich 3,8 Prozent betragen. Verantwortlich für den deutlichen Anstieg der Preise sei insbesondere ein Basiseffekt, der auf die coronabedingte Senkung der Mehrwertsteuersätze im Juli 2020 zurückzuführen ist, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag in Wiesbaden mit.
Außerdem haben sich die Energiepreise überdurchschnittlich stark erhöht. Nachdem die Rohölpreise im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie eingebrochen waren, haben sich diese Preise erholt. Außerdem sind in Deutschland seit Januar durch die CO2-Steuer weitere 25 Euro Je Tonne Kohlendioxid fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht. Diese Steuer steigt bis 2025 auf 55 Euro je Tonne an. Danach erfolgt eine Überführung in ein marktwirtschaftliches System. Während der Übergangsphase von 2026/2027 werden Zertifikate in einem Preiskorridor zwischen 55 und 65 Euro gehandelt. Ab 2027 erfolgt die reine Mengensteuerung durch den Handel mit vorher festgelegter Anzahl an Zertifikaten.
Die Inflationsrate liegt in der größten Volkswirtschaft Europas erstmals seit August 2008 über der Marke von 3 Prozent. Damals, in der Finanz- und Wirtschaftskrise, hatte die Teuerung wiederholt bei mehr als drei Prozent gelegen.
Nach einem leichten Rückgang der Inflation im Mai auf 2,3 Prozent kehrte sich der Trend um. Gegenüber dem Vormonat steigen die Verbraucherpreise um 0,9 Prozent.
Die Preise für Energie erhöhten sich im siebten Monat des Jahres im Vorjahresvergleich um 11,6 Prozent, die Preise für Nahrungsmittel stiegen um 4,3 Prozent. Dienstleistungen kosteten 2,2 Prozent mehr als im Juli 2020.
Volkswirte rechnen im laufenden Jahr mit weiteren Preissprüngen. „Der erwartete starke Anstieg der Inflation hat begonnen“, sagt Ökonom Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) gegenüber BILD. „In den nächsten Monaten dürfte Deutschland den stärksten Inflationsschub seit drei Jahrzehnten erleben.“
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte ihr Inflationsziel zuletzt angepasst: Demnach wird mittelfristig eine Inflation von genau zwei Prozent angestrebt. Das neue Ziel ist symmetrisch – negative Abweichungen von dem Zielwert werden als ebenso unerwünscht betrachtet wie positive.
Die Folge der deutlich steigenden Inflation? Für Arbeitnehmer entsteht ein realer Kaufkraftverlust. Die Löhne von Beschäftigten mit Tarifverträgen werden 2021 erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt langsamer steigen, so aktuelle Prognosen, als die Verbraucherpreise.